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Hand gewonnen zu haben, so irrten sie. — Schon zu Stüters Leb-
zeiten waren auf dringendes Verlangen zwei weitere lutherische Pastoren
nach Rostock berufen worden. Diese wandelten nun in den Wegen
ihres ermordeten Freundes weiter. Dazn kam, daß sich jetzt Herzog
Heinrich selbst eifrigst der Reformation in seinem Lande annahm.
Längere Zeit schon hatte er mit Luther im Briefwechsel gestanden.
Die Folge davon war, daß er 1532 durch deu Genuß des heiligen
Abendmahls sich auch öffentlich zur lutherischen Kirche bekannte. So-
dann aber stellte er in vielen Städten evangelische Prediger an, die
ihm von Luther empfohlen worden waren. Nach Parchim berief er
Lönnies, nach Plan Wegener, nach Gnoien Valentin, nach Malchin
Aderpul. In Schwerin und Wismar war es der Hofprediger Möllens,
der das Evangelium verkündete. In vielen Städten wußten die
Gemeinden selbst sich lutherische Prediger zu verschaffen. Fast an
allen Orten wurde die reine Lehre in aller Ruhe eingeführt, und nie
drang Heinrich mit Gewalt darauf. Nur in Friedland, Güstrow und
Ribnitz setzte es noch erbitterte Kämpfe. Doch endlich siegte auch hier
das Evangelium. Als Heinrich dann 1541 und 1542 eine Kirchen-
visitation anordnete, bekannte sich fast das ganze Land zur lutherischen
Kirche. Der Herzog berief nun auf Luthers Empfehlung zwei
Superintendenten, Riebling und Ömike, ins Land. Sie sollten für
die rechte Venvaltuug der kirchlichen Ämter Sorge tragen. Der eine
nahm seinen Wohnsitz zn Parchim, .der andere zu Güstrow. Im
Jahre 1 549 wurde Mecklenburg auch von den Stäuden auf dem
Landtage zu Sternberg für ein lutherisches Land erklärt und die
lutherische Kirche zur allgemeinen Landeskirche anerkannt. Damit
war der Sieg des Luthertums in Mecklenburg entschieden.
Wenige Jahre darauf starb Heinrich und nahm den Ruhm eines
frommen und friedfertigen Fürsten mit ins Grab.
\2. Johann Albrecht I.
1547—1576.
1. Seine Jugend. — Als Herzog Albrecht der Schöne, der mit
Heinrich dem Friedfertigen zusammen in Mecklenburg regierte, 11547
starb, folgte ihm von seinen fünf Söhnen der älteste derselben, Johann
Albrecht i., in der Regierung. Er war am 22. Dezember 1522 zu
Güstrow geboreu; seine Eltern ließen ihm eine vorzügliche Ausbildung
zuteil werden. Obgleich katholische Priester seine „Zuchtmeister i und
Prazeptoreu" waren, atmete der Prinz doch bald eine gesunde
lutherische Luft ein, und die wahre Lehre faßte so tief Wurzel in
seinem Herzen, daß Johann Albrecht bis an sein Ende ein treues
Glied der lutherischen Kirche geblieben ist. Aufs eifrigste sorgte er
für das Wohl derselben, selbst mit dem Schwerte in der Hand. ES
sollte ihm dazu bald Gelegenheit gegeben werden.