Full text: Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule

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formten, so waren sie bemüht, recht viel Sommergerste unb 
Sommerroggen in bte (Erbe zu bringen. Der stets bienst- 
berette Gul sorgte, baß es an Saatkorn nicht mangelte. 
Borbey säte. Unb fast hätte er auch noch in bas letzte 
Felbstück ben Samen gestreut, wenn nicht Dorvfe gerufen hätte: 
„Halt, Borbey! vergiß boch bie Frauen nicht! Sollen bie 
benn gar feinen Flachs haben?" Borbey erschraf. Das hatte 
er boch ganz vergessen, würbe bas aber einen Lärm bei ben 
Frauen gegeben haben! Flugs holte er sich barum Leinsamen; 
unb bebächtig ließ er bie braunen, weichen Körnchen burch 
ferne Finger rinnen. 
3esfer unb ZDolsfe aber suchten hinter bem Hause bes 
Dorfältesten Zir nach einem passenben platz für einen größeren 
karten. ZDoIsfe meinte zwar, baß bie Stelle hinter Zoras 
Wohnung besser geeignet fei; boch Iesfer brang schließlich 
mit seiner Meinung burch. Denn ber Boben hinter Zirs 
Hause war ber leichtere, unb was wollte man mit bem Holz¬ 
spaten auf bem harten (Erbreich Zoras anfangen? 
Damit man später nicht bas süße Obst entbehren brauchte, 
begaben sich bie beiben Männer nach Grabow unb erbaten 
sich von ben Freunben sechs Apfel- unb sechs Pflaumenbäume. 
Auch einige Einben bürsten nicht fehlen. Wenn bie Obstbäume 
boch nun auch wachsen wollten! Hatten bie Ziritzer erst einige 
Bäume, so werben )esfer unb wolsfe schon sorgen, baß 
sie im walbe wilblinge finben unb sie Derebeln. 
währenb bie Gärtner im Garten unb bie Bauern auf 
bem Felbe tätig waren, streifte Gynefe im walb umher, um 
ben Bienen nachzuspüren. Leiber mit wenig (Erfolg, wie 
summte unb brummte bas boch in prisla! Aber bort stauben 
auch auf bem Dorfplatz, an ben wegen unb im Garten zahl- 
reiche Einben, hier aber nur bie fleinen Zöglinge )sfers unb 
wolsfes. Unb wann werben bie erst blühen? Schon manbte 
er sich mißmutig bem Hause zu, ba enibedte er in einer hohlen 
(Eiche einen mächtigen Bienenschwarm. wie jauchzte ba 
ber Gynefe! Unb im Geiste sieht er sich bereits bei ber Her¬ 
stellung bes schönsten Mets. Diese Gebanfen beschäftigen ihn 
so, baß er es gar nicht gewahr wirb, wie Zir unb Zora von 
rechts her seinen weg freuzten. (Erst ber laute Ruf Zoras: 
„He, Gynefe, alter Träumer, haben bir beine Bienen schon 
wieber mal ben Kopf verbreht?" brachte ihn etwas zur Be¬ 
sinnung. Doch warf er nur einen flüchtigen Blick auf bie 
Beute ber beiben Jäger, auf bas Reh unb bas Wilbschwein. 
Als bie brei Männer aber im Dorfe anlangten unb ber Gynefe 
ben 3esfer unb wolsfe sah, rief er: „Linben müßt ihr pflanzen, 
nichts als Linben, bamit ihr später Met trinken fönnt!" 
Kaum hatten sich Zir unb Zora ihrer Last entlebigt, als 
von ber Flußseite her ber schlaue Smof heranfeuchte. Schon
	        
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