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und Schwestern, die ihr aus fremdem Lande stammt, aus
von eurer j)ilgerwanderung! Erde zur Erde, Asche zur Asche,
Staub zum Staube — in gewisser Hoffnung der einstigen
Auferstehung!" Darauf warf noch mancher ein Häuflein
Sand auf den Totenhügel; und dann zog jeder seines Wegs:
Richard von Salzwedel nach )low, Berno nach Schwerin.
2. Huf einer jVHfftonsmfe.
Nach dieser Zeit versammelte Berno seine geistlichen
Brüder um sich und sprach zu ihnen: „Geliebte im Herrn?
Schon lange drängt es mich, eine größere Reise durchs Wenden-
land zu machen und unserm Heiland neue Bekenner zuzuführen.
Antonius und Benediktus, begleitet mich, ihr andern bleibt
zu Schwerin und wartet der Herde." Mit Freuden waren die
beiden Erkorenen zur Mitfahrt bereit; und nur ungern blieben
die übrigen Brüder an gewohnter Stätte.
Bald zogen die drei Männer nordwärts, immer an dem
großen See entlang. )n jedem Dorfe, das sie passierten,
erzählte Berno die Geschichten von Christi Geburt, von seinem
Leiden und seinem schmählichen Tode. Der Erzähler fand
hier und da willige Zuhörer, ja am Nordende des Sees be-
herbergte man die Mönche so gern und freudig, daß sie tag-
täglich Gelegenheit hatten, die Worte des Lebens zu ver¬
kündigen. Wie froh war der Bischof? Aber noch glücklicher
mar er, als ihm eines Abends dreißig Wenden erklärten,
daß sie sich taufen lassen wollten. Sowie die heilige Handlung
am nächsten Tage vollzogen war, trat ein alter Wende zu
Berno und sagte: „Heiliger Vater, bald ziehst du weiter.
Wer soll uns dann alle die lieben Geschichten vom Herrn
des Himmels und der Erde erzählen? Laß Antonius hier?"
Mit Freuden gewährte der Bischof die Bitte.
Antonius machte sich sogleich daran, ein Kirchlein zu
bauen. Eifrigst halfen die Getauften beim Zurichten und Auf-
stellen der Balken, bei der Bereitung der Lehmwände und bei
der Anfertigung des Rohrdaches. Als der Baumeister nun noch
einen Tisch anstatt des Altars in das Haus gesetzt und ein
"Kreuz auf das schuppenähnliche Gebäude geschafft hatte, war
alles zufrieden; und der erste Gottesdienst konnte beginnen.
Berno und Benediktus waren unterdes tiefer in die
Wälder hineingedrungen. Doch je mehr sie sich dem Gebiete
der Burg Werle näherten, desto unfreundlicher wurden die
(Dbotriten. Oft kamen die Missionare gar nicht zu Worte.
Sobald der Wende die Mönchsgestalten erblickte, hetzte er
feine blutgierigen Hunde auf sie.