§1. Die fränkischen Hausmaier. 181
Vätern, zu künftigem schönern Gedeihen. Nun wisset
ihr aber auch, woher Karl seinen Namen „Marteil"
hat: weil er wie „ein Hammer" die Macht der Sara¬
cenen zermalmt bat. Das Ansehen des fränkischen Hauß-
maiers stieg immer höher; alles Volk sah auf ihn und
fragte nicht nach dem Könige, der in seinem Schlosse
vergraben lag.
Nach Karl Martells Tod, 75l, gieng das Amt aus
seinen Sohn Pipin, den Kleinen, über. Er war bei
kurzer Gestalt so stark, das er einst bei einem Kampsspiel
einem Löwen mit Einem Hiebe den Kopf abschlug. Er
bewies sich überaus tüchtig im Krieg und im Frieden.
Der Klerus, der Adel und der gemeine Mann im ganzen
Reiche hieng ihm an, und der König war wie nicht vor¬
banden. Da ließ Pipin — an so etwas hatten wohl
schon sein Vater und Großvater gedacht — den Papst,
Zacharias, fragen: „Gebührt dem der Königs¬
name, der si ch nickt u m's R eich a n ni m m t, oder
dem, der die Last des Regimentes trägt?" Da
kam eine Antwort von Rom, die man allerdings von
dem Kirchenoberhaupte nicht hätte erwarten sollen, die
sehr liberal und eigentlich revolutionär lautet, die Ant¬
wort: „Der soll König heißen, der wirklich re¬
giert." Hierauf hielt Pipin einen Reichstag zu S oi ssons
(Soasson), 752, und trug den Versammelten den Aus¬
spruch des heil. Vaters der Kirche vor: und stehe, der
schwache König, ChildrichlU., wird von ihnen förmlich
abgesetzt und Pipin aus einem Schilde einstimmig als
König der Franken ausgerufen. Childerich mußte
mit abgeschnittenen Haaren in's Kloster wandern, um
daselbst seine übrigen Tage hinzubringen. Mit ihm
haben die Merow in gischen Könige ein Ende.
Pipin fand bald Gelegenheit, sich dem römischen
Stuhle dankbar zu bezeigen. Wir müssen ein paar Worte
vorausschicken. Rom war in's achte Jahrhundert herein
mit noch einigen Theilen Italiens unter Griechischem
Regimenté geblieben (s. IV, 8. 9.); doch noch in der ersten