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Voll Begeisterung antworteten die Christen: „Gott will es!" Der
Landmann verließ seinen Acker, der Handwerker seine Werkstätte, der
Kaufmann sein Geschäft, denn ein jeder wollte seine Kräfte dem Dienste
Gottes weihen. Als gemeinsames Zeichen hefteten sich alle ein rotes
Kreuz auf die Schulter, daher die Namen Kreuzfahrer und Kreuzzüge.
Eroberung Jerusalems. Unter dem französischen Fürsten Gott¬
fried von Bouillon brach das Hauptheer, bestehend aus einer halben
Million Menschen, nach dem heiligen Lande auf. Nachdem die Kreuz¬
fahrer bei Konstantinopel nach Asien übergesetzt waren, führte sie der
Weg über die öde, wasserarme Hochebene Kleinasiens. Die den Deutschen
ungewohnte Sonnenglut des Morgenlandes erschlaffte ihre Kräfte, dazu
wurden sie von Hunger und Durst gepeinigt und von Seuchen dahin¬
gerafft. Nach mehrjährigem Kampfe mit den Türken erreichten die
Kreuzfahrer endlich die heilige Stadt. „Jerusalem, Jerusalem!" so
ertönte es wie aus einem Munde, und dankerfüllt fielen sie auf ihr
Angesicht und küßten den Boden des heiligen Landes. Aber harte
Kämpfe standen ihnen noch bevor, denn die Stadt wurde von den
Türken tapfer verteidigt. Nach vierwöchentlicher Belagerung mußte sich
die Stadt endlich ergeben, und mit dem Rufe: „Gott will es!" drangen
die Scharen der Kreuzfahrer durch die erstürmten Thore Jerusalems.
Der Rachedurst ließ die Eroberer leider ganz vergessen, was sich für
sie als Christen geziemt hätte. Mit unmenschlicher Grausamkeit wüteten
sie gegen ihre Feinde und schonten weder Greise, Weiber noch Kinder.
Gottfried von Bouillon wurde zum Könige von Jerusalem gewählt.
Als man ihm aber die Königskrone anbot, schlug er sie mit den Worten
aus: „Wie sollte ich da eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland
eine Dornenkrone getragen hat." Er nannte sich Beschützer des heiligen
Grabes. Nach seinem Tode nahm sein Bruder Balduin die Königs¬
krone von Jerusalem an.
Einwirkung der Kreuzzüge auf Handel und Gewerbe.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurden noch sechs andere Kreuz¬
züge unternommen. Obwohl nun die von den Christen eroberten Länder
fast alle wieder an die Türken verloren gingen, so sind die Kreuzzüge
dennoch besonders für die Entwicklung von Handel und Gewerbe von
der größten Bedeutung gewesen. Vor den Kreuzzügen standen sich
Abendland und Morgenland fremd gegenüber. Erst durch die Kreuzzüge
wurde eine Verbindung zwischen beiden hergestellt. Die Kreuzfahrer
fanden in den bis dahin unbekannten Ländern manche Erzeugnisse der
Natur und Kunst, die ihnen äußerst nützlich und begehrenswert erschienen.
In der Heimat angelangt, berichteten sie ihren Landsleuten von den
unbekannten Schätzen, und so wurde das Morgenland allmählich nicht
nur ein Ziel der Kreuzfahrer, sondern auch der Kaufleute. Die wichtigsten