Full text: Sechzig Bilder aus der deutschen und preußischen Geschichte

1. Die alten Deutschen. 
a. Abstammung und Körperbeschaffenheit. Woher unsere alten Vor¬ 
fahren stammten, wann und wie sie in unser Vaterland gekommen sind, ist 
unbekannt. Wahrscheinlich wanderten lange vor Christi Geburt Stämme 
asiatischer Jäger und Hirtenvölker hier ein und wurden von den Römern 
Germanen, d. i. tobende Kriegsleute, Wehrmänner, genannt. Die alten Deut¬ 
schen waren von riesigem Wuchs, hatten blaue Augen und blondes Haar. 
t>. Land. Damals aber sah es noch gar wüst im lieben Deutschland 
aus. Es war ein rauhes, unwirtbares, mit Wald und Sumpf bedecktes, nur 
an wenig Stellen urbar gemachtes Land. In den weit ausgebreiteten dunkeln 
Urwäldern hausten der grimmige Ur (Auerochs), Bären, Wölfe und viele 
andere Tiere. 
c. Lebensweise. Die Bewohner konnten daher kein gemächliches, weich¬ 
liches Leben führen. Eine Bären- oder Wolfshaut auf die Erde gebreitet 
war ihr Lager, dieselbe Haut ihre Bekleidung, der kühle Bach sogut im 
Winter wie im Sommer ihre Erfrischung, die einfachsten Speisen: ^ Milch, 
Brot und das Fleisch des Wildprets ihre Nahrung. Die gewöhnliche täg¬ 
liche Arbeit im Hause und Felde lag den Weibern und Sklaven ob; die 
freien deutschen Männer dagegen beschäftigten sich mit Jagd und Krieg. Früh 
nahm der Vater seinen Sohn mit auf die Jagd, lehrte ihn den Wurfspieß 
gebrauchen und die Kraft im Kampfe mit den wilden Tieren stählen. Der 
schönste Tag aber für den Jüngling war der, wenn er in der öffentlichen 
Volksversammlung von dem Fürsten und seinem Vater feierlich wehrhaft ge¬ 
macht, nämlich mit Schwert, Schild und Speer geschmückt wurde. Das Volk 
bestand aus Freien und Leibeigenen oder Knechten. Solche Freie, die großen 
Grundbesitz hatten, hießen auch Edle oder Adlige. Im Kriege wurde der 
Tapferste zum Anführer oder Herzog gewählt. 
(I. Deutsche Treue. Ein schöner Schmuck unserer Vorfahren war ihre 
unwandelbare Treue und Redlichkeit, welche ihnen selbst ihre Feinde nach¬ 
rühmen müssen. Treue übte der Mann gegen die Frau, die Frau gegen den 
Mann, Väter, Söhne, Nachbarn und die zu einem Völkerbünde gehörten 
gegeneinander in unerschütterlicher Weise. Schande fürchteten sie mehr als 
Strafe, und gute Sitten vermochten bei ihnen mehr als anderswo die streng¬ 
sten Gesetze. 
e. Religion. Und doch waren sie Heiden. Sie verehrten die Sonne, 
den Mond, den Stammvater Tent, als obersten Gott Wodan oder Odin 
auch Allvater, den Donnergott Thor oder Donar, Satur, den Gott der 
Zeit, Freia, die Göttin der Ehre und Ehe u. a. Sie glaubten auch an 
ein zukünftiges Leben; die Tapfern, welche in der Schlacht gefallen, kämen 
zu Wodan nach Walhalla, um dort teil zu nehmen am herrlichen Sieges¬ 
mahl, die Bösen in die Unterwelt zur Göttin Hellia. 
2. Die Deutschen im Kampfe mit den Uömmt. 
a. Die Cimbern und Teutonen. Die ersten Nachrichten über die alten 
Deutschen haben wir den Römern zu verdanken, welche mit jenen bald in 
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