Object: Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum

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tiglen Marius zum Consul, weil er der einzige Mauu zu sein schien, 
der den Staat retten konnte, obschon ein Gesetz bestand, daß Nie¬ 
mand in seiner Abwesenheit und eher, als zehn Jahre nach dem ersten 
Consnlat, zu dieser Würde erhoben werden konnte. Ja, als es sich 
so fügte, daß der Krieg erst nach mehreren Jahren beendigt werden 
konnte, so übertrug man während dieser ganzen Zeit (104—101 t>. 
Chr.) das Cousulat immer wieder dem Marius. Sobald er beim 
römischen Heere in Gallien erschien, stellte er die tiefgesunkene Kriegs- 
zucht wieder her, beschäftigte die Soldaten mit nützlichen Arbeiten 
und übte sie tüchtig ein. Nachdem die Feinde das Land in ver¬ 
schiedenen Richtungen durchzogen hatten, traten sie ihren Marsch nach 
Italien in zwei Heereszügen an. Die Cimbern setzten über den 
Rhein und zogen dann die Donau hinab, um über die tridentinischen 
Alpen dorthin zu gelangen; die Teutonen aber, denen sie noch die 
Ambronen zugesellt hatten, zogen höhnend am Lager des Marius an 
der Rhone vorbei, fragten die Römer spöttisch, ob sie etwas an ihre 
Weiber und Kinder zu bestellen hätten, und wollten durch die jetzige 
Provence von der Westseite her in Italien einfallen. 
Marius, der nur mit Mühe seine Soldaten hatte zurückhalten 
können, sogleich über die Feinde herzufallen, folgte ihnen nach und 
holte sie bei Aqnä Sextiä (Ai£ in der Provence) ein, vernichtete am 
ersten Tage die Ambronen und am zweiten die weit vorauszieheuden 
Teutonen. Hunderttausend derselben sollen gefallen sein, viele wurden 
gefangen und unter ihnen ihr riesenhafter Anführer Tentoboch. Die 
Cimbern waren bereits bis zur Etsch vorgedrungen und kämpften 
hier mit dem Consul Lutatius Catulus, der ihnen den Uebergang 
wehren wollte; als sie sich denselben dennoch erzwangen, zog sich 
Catulus allmählich zurück, um die Vereinigung mit seinem Collegen 
Marius zu bewirken. Nachdem dieselbe zu Stande gekommen war, 
erwarteten sie den nachrückenden Feind. Die Cimbern wandten sich an 
Marius mit der Forderung von Land für sich und ihre Brüder, die 
Teutonen, deren Schicksal sie nicht kannten; Marius zeigte ihnen 
höhnend die Gefangenen und setzte hinzu, den Teutonen habe er 
bereits Wohnsitze für immer angewiesen. So kam es denn zur 
Schlacht, die nach Einigen bei Verona, nach Anderen mehr westlich 
bei Vercellä in den randischen Feldern (Vercelli in Piemont) vorfiel. 
Die Feinde kämpften mit ungemeiner Tapferkeit; das erste Glied soll
	        
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