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Anhang.
beschützen und gegen die Frauen höflich und bescheiden sein. Die liebste Be¬
schäftigung der Ritter im Frieden waren die Kampfspiele oder Turniere.
Durch ihre häufigen Fehden gelangten sie zur Erbauung fester Schlösser oder
Burgen. Der Mittelpunkt einer Burg war der Rittersaal. Über dem¬
selben lag das Fraueugemach oder die Kemenate. Das einförmige Leben
in der Burg wurde durch Waffenübungen und Jagden unterbrochen Die
Rttterfranen liebten besonders die Falkenbeize. Nach den Kreuzzügen ent¬
standen zum Schutze des Heiligen Landes geistliche Ritterorden Die
wichtigsten waren der Johanniterorden, der Deutsche Orden und der
Orden der Tempelherren. An der Spitze jedes Ordens stand ein Hoch¬
meister. Die von den Rittern ausgeführten Heldentaten wurden von höfischen
Dichtern ausgeschmückt und besungen. So entstanden die schönen deutschen
Rittersagen.
Die Schildhornsage.
Aus der Flucht vor Albrecht dem Bären kam der Wendenfürst Jaczo an
das Ufer der hochgehenden Havel. Dicht hinter ihm waren die Feinde. Da
rief er aus: „Gott der Christen, wenn du mir hilfst, so will ich dir fortan
dienen." Dann stürzte er sich in seiner schweren Rüstung mit seinem Pferde
in den Strom. Wie durch ein Wunder erreichte er einen Vorsprung am
andern^User. Nachdem er Gott für seine Rettung gedankt hatte, hing er
seinen L-child und sein Kriegshorn an einen Baum zum Zeichen, daß er nicht
mehr gegen die Christen kämpfen wolle. Seit dieser Zeit heißt der Vorsprung
das „Schildhorn". Friedrich Wilhelm IV. ließ dort eine Säule errichten, aus
der ein von einem Kreuze überragter Schild steht.
Die Tage vom Stallmeister Froben.
In der Schlacht bei Fehrbellin am 18. Juni 1675 ritt der Große Kur¬
fürst ein weißes Pserd. Da er allen voran war, hatten ihn die Schweden
bald bemerkt und machten seinen Schimmel zum Zielpunkte ihrer Flinten. Der
Stallmeister Froben bemerkte die Gefahr seines Herrn. Er bat ihn, ihm sein
Pferd zu geben, da es scheu sei. Kaum hatte er den Schimmel bestiegen, so
fiel er von einer feindlichen Kugel durchbohrt tot zu Boden als nachahmens¬
wertes Beispiel edler Uutertanentreue.
Die Krönung des ersten Königs von Preußen.
Die Krönung- des Kurfürsten Friedrich III. zum Könige von Preußen
wurde am 18. Januar 1701 in Königsberg mit der größten Pracht voll¬
zogen. Der König trug einen mit Gold gestickten Rock von feinstem Scharlach.
Diamanten bildeten die Knöpfe, und jeder kostete 3000 Dukaten. Über den
Schultern hing der königliche Purpurmautel, der reich mit Hermelin besetzt
war und über der Brust durch einen großen Diamanten zusammengehalten
wurde. Der Weg vom Schlosse bis zur Kirche war mit rotem Tuche belegt.
Friedrich setzte sich und seiner Gemahlin selbst die Krone auf und nannte sich
von nun an: „Friedrich I., König in Preußen". Das ganze Volk nahm an
der Krönung teil. Herolde ritten einher und warfen Gold- und Silbermünzen
unter dasselbe. Vor dem Schlosse stand ein gebratener Ochse, der mit Hasen