Full text: Geschichte (Abth. 6)

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Unglücklichen mit Blut und Staub bedeckt in den letzten 
Zügen liegen. Er bat sie um einen Trnnk Wassers, und 
ein Macedonier brachte ihm etwas in seinem Helme. Er¬ 
quickt sprach der Sterbende: „Freund, das ist das höchste 
meiner Leiden, daß ich dir die Wohlthat nicht vergelten 
kann; doch Alexander wird sie dir vergelten. Ihn mögen 
die Götter für die Großmuth belohnen, die er meiner 
Mutter, meiner Gemahlin und meinen Kindern erwiesen 
hat. Hier reiche ich ihm durch dich meine Hand." Nach 
diesen Worten verschied er. Eben jetzt kam Alerander 
selbst herangesprengt. Gerührt betrachtete er die Leiche des 
Mauues, den er, ohne ihn zu hasseu, so eifrig verfolgt 
hatte. Er breitete seinen Mantel über ihn aus und ließ 
ihn uach Persepolis bringen, wo er in der königlichen Gruft 
feierlich beigesetzt wurde. Daun brach Alexander schnell 
wieder auf, um den schändlichen Mörder zu verfolgen, und 
ruhte nicht eher, bis er denselben eingeholt und grausam 
hatte hinrichten lassen. 
Jetzt eilte Alexander mit seinem jubelnden Heere von 
Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Die Beute war 
unermeßlich; die Soldaten schwelgten im Ueberflnsfe. Doch 
bald änderte sich der Sinn der Macedonier, als ihr König 
selbst persische Sitten annahm und sogar verlangte, daß 
seine Soldaten und Freunde nach morgenländischer Manier 
vor ihm niederkuieen sollten. Sein Stolz kannte keine Grän¬ 
zen mehr, und machte ihn gegen seine besten Freuude grau¬ 
sam. Bei einem Gelage erstach er einst in der Hitze der 
Trunkenheit den Klitus, weil dieser nicht in die Schmeiche¬ 
leien gegen ihn eingestimmt, sondern ihn beschimpft hatte. 
Als er zur Besiunuug kam, erstarrte er fast vor Schrecken 
über diese That. Drei Tage und drei Nächte brachte er 
weinend ohne Speise und Trank auf seinem Lager zu und 
rief unaufhörlich deu Namen Klitus. Doch hatte auch 
diese bittere Neue seinen übermüthigen Stolz nicht gebändigt. 
Er wollte nach wie vor als ein Gott verehrt sein und 
ließ einen seiner macedonischen Feldherrn, der sich dessen 
weigerte, hinrichten. In seinem unersättlichen Ehrgeize 
faßte er deu ungeheuern Plan, auch die mittägigen und 
abendländischen Erdgegenden seinem Scepter zu unterwer¬ 
fen, als ihn in Folge seiner Anstrengungen, zum Theil 
auch der Schwelgerei, der er sich ergeben hatte, ein hitziges 
Fieber im 33. Jahre seines Alters plötzlich hinwegraffte
	        
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