Full text: Geschichte (Abth. 6)

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Hier starb er bald nachher plötzlich. Die Hunnen legten 
ihn in einen goldenen Sarg, diesen in einen silbernen 
und beide in einen eisernen. Dann wurde er unter krie¬ 
gerischen Gesängen mit Pferdezeug und Waffen begraben, 
und alle, welche am Grabe gearbeitet hatten, um gebracht, 
damit niemand erfahre, wo der große Hunnenkönig ruhe. 
Mohamed und seine Mettgion. 
Gleich dem Westen wurde auch der Osten bald der 
Schauplatz einer großen Umwälzung, die von Arabien 
ihren Ausgang nahm. Dieses ist eine große Halbinsel 
Asiens, welche brennende Sandwüsten, steile Gebirge und 
wasserlose Steppen und nur wenige ganz fruchtbare Land¬ 
schaften enthält. Ihre Bewohner sind ein uraltes Volk, 
welches selbst den Jsmael seinen Stammvater nennt. Sie 
sind in Stämme getheilt und ziehen mit ihren Heerden 
umher, sind vortreffliche Reiter, und wohnen in Zelten, 
welche die Weiber aus Kameelhaareu verfertigen; wegen 
dieser Lebensweise werden sie Beduinen (d. i. Wüsten¬ 
bewohner) genannt. Ihr Körper ist stark und geschmeidig, 
ihr Ansehen offen und heiter und außerordentlich die Leb¬ 
haftigkeit ihres Geistes. Sie sind bei ihrer Armuth sehr 
genügsam und gastfreundlich, halten jedoch den Straßen¬ 
raub und die Blutrache für erlaubt und sind der Sinn¬ 
lichkeit sehr ergeben. 
Unter diesem Volke ward 569 Mohamed in der 
Stadt Mekka geboren. Da seine Eltern frühzeitig starben, 
nahm ihn sein Oheim zu sich, der ihn zum Haudelsstand 
erziehen ließ und mit seinen Karawanen in ferne Länder 
schickte. Des Lesens und Schreibens unkundig, aber von 
hervorragenden Geistesgabeu und sehr einnehmender Ge¬ 
stalt, dabei wohlgeübt im Waffenwerke, trieb Mohamed, 
als er herangewachsen war, das einträgliche Geschäft des 
Handels für eine reiche Wittwe, welche ihn später heira- 
thete. Bis in sein 40. Jahr lebte er zurückgezogen, zeigte 
aber schon von Jugend auf eine große Neigung zur 
Schwärmerei und brachte oft ganze Nächte in einer Höhle 
zu. In dem genannten Jahre theilte er seinen Verwand¬ 
ten mit, es sei ihm der Engel Gabriel erschienen und habe 
ihm geoffenbart, daß er zum Propheten Gottes bestimmt 
sei. Nachdem er sich in der Stille nach und nach einigen
	        
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