Full text: Deutsche Geschichte von der Urzeit bis zum Ende des 30jährigen Krieges (Teil 1)

Heinrich IV. 
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Schreiben hinzu, in welchem er den Papst aufforderte, den päpstlichen 
Stuhl zu verlassen. 
Aus Heinrichs IV. Schreiben an Gregor VII. In bem Schreiben 
hieß es: „Du hast die Vorsteher der heiligen Kirche, Erzbischöfe, Bischöfe, 
Priester, die Gesalbten des Herrn, angetastet und abgesetzt, und wie Knechte 
hast Du sie mit Füßen getreten. Du meintest, sie alle verständen nichts. Du 
allein wüßtest alles. Dein Sinn ist zum Hochmut verleitet. Du aber hieltest 
unsre Demut für Furcht und hast Dich gegen die königliche Gewalt selber, 
die uns von Gott verliehen ist, erhoben. Du hast gewagt, die Drohung 
auszustoßen, daß Du uns die königliche Gewalt nehmen wolltest, gleich als ob 
wir das Reich von Dir empfangen hatten, gleich als ob die Königs- oder 
Kaiserkrone in Deiner Hand und nicht in Gottes Hand wäre; Du hast unsre 
Bischöfe verachtet und unsern Priestern das Amt entrissen. Auch mich, der 
ich zur Herrschaft gefrönt bin, hast Du angerührt, da es doch heißt: „Fürchtet 
Gott, ehret den König!" Du aber entehrst mich, seinen Gesalbten. Darum 
steige herab, verlaß den angemaßten Stuhl Petri! Ein anderer besteige den 
apostolischen Thron! Ich, Heinrich, von Gottes Gnaden König, samt allen 
meinen Bischöfen spreche zu Dir: „Steige herab, steige herab!" 
Diese Schriftstücke wurden von mehreren Gesandten nach Nom 
gebracht. Der Papst versammelte Kardinäle, Bischöfe und andere Geist¬ 
liche, ließ beide Briefe vorlesen und belegte den deutschen König zur 
Strafe mit dem Banne, entsetzte ihn seiner Würde und entband alle 
seine Untertanen vom Eide der Treue. 
Aus dem Bannspruch Gregors VII. gegen Heinrich IV. Heiliger 
Petrus, Fürst der Apostel, neige zu mir, ich bitte dich, gnädig dein Ohr und 
höre mich, deinen Knecht, den du von Kindheit an beschützet hast. Durch 
deine Gnade ist mir von Gott die Gewalt gegeben, an deiner Statt zu binden 
und zu lösen im Himmel und aus Erden. Zur Ehre und zum Schutz deiner 
Kirche spreche ich ab im Namen des allmächtigen Gottes, des Vaters, des 
Sohnes und des heiligen Geistes, dem König Heinrich, des Kaisers Heinrich 
Sohn, der gegen die Kirche mit unerhörtem Hochmut sich erhoben hat, die 
Herrschaft des gesamten Reiches über Deutschland und Italien und löse alle 
Christen von dem Bande des Eides, den sie ihm geleistet haben oder noch 
leisten werden, und ich untersage jedem, ihm fürder als einem Könige zu 
dienen. Denn wer die Ehre deiner Kirche vermindert, verliere selber die 
Ehre, die er zu haben meint. Und weil er nicht gehorcht hat wie ein Christ 
und nicht zurückgekehrt ist zu dem Gotte, den er verlassen hat, mit Gebannten 
Gemeinschaft hält, vielerlei Bosheit begeht und meine Ermahnungen verachtet, 
sich von der Kirche losreißt, so binde ich ihn an deiner Statt mit dem Bande 
des Fluches und binde ihn dergestalt, daß alle Völker erkennen sollen, daß 
du Petrus bist, aus den der Sohn Gottes seine Kirche gebaut, daß sie die 
Pforten der Hölle nicht überwältigen. 
c) Der Kaiser beugt sich dem Papste. Der Bannfluch hatte 
für den Kaiser bittere Folgen. Die Fürsten fielen von ihm ab und 
erklärten: „Ist der Kaiser nicht binnen Jahresfrist vom Banne gelöst 
und mit dem Papste versöhnt, so werden wir einen neuen König 
wählen." Sein Königsamt wollte Heinrich um jeden Preis retten. 
Da blieb ihm nichts übrig, als nach Italien zu ziehen und sich 
mit dem Papste auszusöhnen. Das geschah im Jahre 1077 zu 
Canossa.
	        
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