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seinen festlichen Einzug in Berlin hielt, wurde er mit großen
Ehren von dem Vater und dem Volke empfangen.
Joachim und die Juden. Ein hartes Schicksal erlitten unter
Joachims Regierung die Juden. Diese waren während des
ganzen Mittelalters in gedrückter Lage. Sie hatten nicht gleiche
Rechte mit den Christen, mußten in den Judengassen zusammen
wohnen und sich durch eine eigene Tracht (spitze, gelbe Hüte) schon
äußerlich von den Christen unterscheiden. Oft verfolgte man sie blutig.
Brach eine Seuche aus, so hieß es, sie hätten die Brunnen vergiftet.
Man Beschuldigte sie, mit der Hostie Mutwillen zu treiben,
Christenkinder zu rauben und zu töten. Nun hatte ein Kessel¬
flicker aus Bernau aus der Kirche des Dorfes Knoblauch im
Havellande eine geweihte Hostie gestohlen. Er hatte angegeben,
daß er sie an Inden verkauft habe. Da wurden die Juden im
ganzen Lande eingezogen und in Berlin vor Gericht gestellt.
Unter den Qualen der Folter, die damals überall angewendet
wurde, um Angeklagte zum Geständnis zu bringen, bekannten
sich achtunddreißig von ihnen schuldig. Sie wurden hinter dem
Rabensteine in Berlin öffentlich verbrannt. Die andern Juden
mußten das Land verlassen.
Erwerbungen. Im Vertrage zu Grimnitz wurden die Ver¬
hältnisse mit Pommern nach längeren Streitigkeiten geordnet.
Joachim erkannte an, daß die Pommernherzöge von ihm unab¬
hängig seien; diese aber willigten ein, daß nach ihrem Aussterben
ihr Land an Brandenburg fallen sollte. — Mer das Land Ruppiu
herrschten die Grafen von Lindow, sie waren Vasallen des Mark¬
grafen. Nach ihrem Aussterben wurde das Land als erledigtes
Lehn von Joachim eingezogen und mit der Mark vereint.
1535—1571 Joachim II. (1535—1571). Gegen das Hausgesetz Albrechts
hatte Joachim I. das Land unter seine beiden Söhne in der
Weise geteilt, daß Joachim das Hauptland mit der Kurwürde,
dessen jüngerer Bruder Johann dagegen die Neumark erhielt.
Auch mußten seine Söhne ihm das Versprechen geben, nach seinem
Tode der katholischen Lehre treu zu bleiben.
Einführung der Reformation. Aber die Märker waren lutherisch
gesinnt, und der Gottesdienst wurde schon in vielen Städten nach
evangelischer Weise gehalten. Da glaubten die beiden Markgrafen
dem Drange ihrer Untertanen nachgeben zu müssen, die ihren
Glauben auch öffentlich bekennen wollten. Johann führte die