Full text: Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart (Teil 2)

Die Jahre der dynastischen Kabinettspolitik :c. 79 
tief)er Linie festsetzte und in den folgenden Jahren sowohl inner- 
halb des Habsburgischen Hauses durch Verzichtleistung der sonst etwa 
Berechtigten, als auch in den Erblanden bei den Ständen zur An- 
erkennung gebracht wurde und deren völkerrechtliche Garantie zu er- 
wirken hinfort das vornehmste Ziel der gesamten österreichischen Politik 
blieb. Gegen den deshalb eingegangenen Bund des Kaisers mit 
Spanien einigten sich England, Frankreich und die Niederlande, denen 
gegen die Zusicherung des Anfalls von Jülich-Berg durch 
den Vertrag von Herrenh ausen 1725 auch Friedrich Wilhelm I. 
von Preußen beitrat. Bald aber gelang es dem Kaiser Preußen wieder 
zu sich herüberzuziehen: indem er ihm 1726 zu Wu st erHausen 
ebenfalls die Erwerbung von Jülich-Berg verbürgte, gewann er es 
sogar zur Übernahme der Garantie der pragmatischen Sanktion. Die 
bei solcher Parteischeidung drohende Gefahr eines Kriegs wandte die 
Friedensliebe Fleurys (§78) ab. Spanien aber bewirkte durch seinen 
plötzlichen Übertritt zu des Kaisers Gegnern 1729 eine weitere Ver¬ 
größerung seines Besitzes in Italien aus Kosten des Hauses Habs- 
bürg, dem dafür die Seemächte die Anerkennung der pragmatischen 
Sanktion bewilligten, die 1732 auch von seiten des Reichs erfolgte. 
Die andauernde Unsicherheit und Ungesnndheit der politischen Ver- 
Hältnisse, die auf der Fiktion des durch die kleinste territoriale Ver- 
änderung gefährdeten europäischen Gleichgewichts beruhte und daher 
den willkürlichsten Ländertauschprojekten eine Handhabe boten, offen- 
barte namentlich 
5. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—36. Gegen die 82 
Bewerbung des von Rußland und Österreich unterstützten Kurfürsten g- 
August III. von Sachsen um den 1733 (August IL f) erledigten U°- 
polnischen Thron wurde fast einstimmig der ehemalige Polenkönig 
Stanislaus Leszczynski (§75), der Schwiegervater Ludwigs XV., 
gewählt, dessen Anerkennung Frankreich trotz Fleurys Friedens- 
bemühen im Bunde mit Sardinien und Spanien durch- 
zusetzen suchte. Während der Krieg am Rhein (Eugen von Savoyen 
— Kronprinz Friedrich von Preußen) und im polnischen Preußen 
(Belagerung Danzigs durch die Russen) unentschieden schwankte, er- 
oberten die Franzosen Mailand und die Spanier Neapel und Sizilien, 
so daß der allein von Preußen ernstlich unterstützte Kaiser unter Ver- 
mittelung der Seemächte 1736 den Frieden zu Wien eingehen 
mußte, nach dem Stanislaus Leszczynski auf die August III. von Sachsen 
gelassene polnische Krone unter Beibehaltung königlicher Ehren ver-
	        
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