446 Asien. 
waschen und ihre Waffen abgelegt und sehen nun aus wie harmlose, ge- 
mütliche Schildbürger. 
Auf diesen weltlichen Zwischenakt folgt die Schlnßceremonie. Die 
Priester versammeln sich im Heiligtume, setzen sich im Kreise nieder und 
trinken der Reihe nach ans einem Gefäße. Hierauf folgt ein Chorgesang. 
Dann erheben sie sich, durchschreiten die Halle, ziehen auf der Tempel- 
schwelle ihre Schuhe an uud gehen nach Hause. Alle tragen weiße ober 
blaue oder rote Faltengewänder, je nach ihrem Range; die weiße Farbe 
bezeichnet den höchsten. Das Haupt hatten sie unbedeckt und nur mit 
dem gestreiften Bande geziert, oder sie trugen den schwarzlackierten Papier- 
Hut der Höflinge. 
Jetzt verschwindet die Sonne hinter dem Fnsi-no-jama. Ihre 
elektrischen Feuer vergolden die drei- oder vierfachen Bergreihen im Osten, 
welche wenige Europäer betraten, und die wir Glückliche morgen und 
übermorgen übersteigen werden. Der Himmel ist rosenfarbig mit licht- 
blauen Wolkenflocken. wie ich dies nur in Iokohama, und auch da nur 
fetten, sah. Ist dies alles Wirklichkeit oder Traum, eine ideale Welt, 
ein Zaubermärchen? Noch im Schlafe verfolgen mich die geheimnisvollen 
Schauer des Tempels von Ioschida. 
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JA u f S u m a t r it. 
O. Fordes. 
Nachdem ich in der Mitte Dezembers meine Sammlungen nach 
England abgesendet, wendete ich meine Schritte noch einmal nach Suma- 
tra, um die Hochländer der Regentschaften Benkuleu und Palembang 
(im Süden Sumatras) zu untersuchen. Gerade damals war das Kabel 
zwischen Anja:1) und Telok- Betong gebrochen; ein Regiernngs- 
dampfer ging zwischen beiden Orten hin und her, um die Verbindung 
zu unterhalten, uud die Behörden erlaubten mir gütigst, ihn zu be- 
nutzen, wenn ich diesen Weg wählen sollte. Infolge davon brachte 
mich eine Tagesfahrt nach Anjer, wo ich wieder die prachtvolle Aus- 
ficht von der Veranda des kleinen Wirtshauses genoß, welches dort ge- 
standen hat. Ach, daß ich schreiben muß „gestanden hat"; deun die 
grausame Krakatoawoge^), in der Dämmerung des 26. August 1883, hat 
1) Anjer liegt an der Westküste Javas. — 2) An der Südostspitze Sumatras. 
— ö) Eine durch den Ausbruch des Vulkans Krakatoa in der Suudastraße erzeugte 
Meereswoge überflutete in einer Höhe von 12—30 Meter die Gestadelandschaften. 
Der Reisende besuchte Sumatra kurz vor dieser Katastrophe.
	        
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