Full text: Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen

Ans Herz, so lang' dein Herz noch schlägt! Der Sommerabend bot; 
Und wenn du nun zum Grabe Das ist ein Meer von Gluten, 
Dich geben mußt hinab; Von Wunden, welche bluten, 
Sieh, welche reiche Habe Ein ew'ges Leben blüht im Tod. 
Mir deine Liebe gab! Ja, ob mit Tod durchschauert 
Die will ich nicht vergraben, Das Erdenmark der Ost, 
Mit deinen eignen Gaben Die Liebe blüht und dauert, 
Will ich dir schmücken schön dein Grab. Ein farb'ger Augentrost; 
Du hast mit solchen Strahlen Ob Frühlingsglut zerstiebe, 
Durchleuchtet mein Gemüth, Am Himmel glüht die Liebe, 
Daß auf des Herbstes kahlen Sich spiegelnd hell im Erdenfrost. 
Gefllden Frühling sprüht, VBes Baumes Aste ragen 
Du hast mein Herz durchsungen Kahl aufwärts in den Raum, 
Mit sommerlichen Zungen, Wo sie statt Blätter tragen 
Daß ein Gesang der Winter blüht. Der Sterne goldnen Traum; 
Die Farben sind enthoben Es ist, als ob sich neige 
Nun all der ird'schen Flur Der Mond am höchsten Zweige; 
Am Himmel blühn sie droben O schön geschmückter Weihnachtsbaum! 
Verklärter, schöner nur; Nicht, wenn der Erbe Glieder 
Durch Wolkensilberstreifen Umhüllet Blumenpracht 
Gehn Gold- und Purpurschleifen Und Nachtigallenlieder 
Und Perlenstränge durch Azur. Die Lieb' hat angefacht; 
Dort, wo die Sonne sinket, Die Engel, die sich neigen 
Das ist kein Abendroth, Der höchsten Liebe, steigen 
Wie mit Karmin geschminket Hernieder in der Winternacht. 
Abendstille. 
Von Kinlkel. 
Gedichte 8. Aufl. Stuttgart und Tübingen 1851. S. 287. — 6. Aufl. 1857. S. 184. 
Nun un am klaren Frühlingstage Hoch oben aber eine Wolke 
Das Leben reich sich ausgeblüht; Von Wandervögeln rauscht dahin; 
Gleich einer ausgeklung'nen Sage Ein Führer streicht voran dem Volke 
Im West das Abendroth verglüht. Mit Kraft und landeskund'gem Sinn. 
Des Vogels Haupt ruht unterm Flügel, Sie kehren aus dem schönen Süden 
Kein Rauschen tönt, kein Klang und Wort; Mit junger Lust zum heim' schen Nord 
Der Landmann führt das Roß am Zügel, Nichts mag den sichern Flug ermüden 
Und alles ruht an seinem Ort. Sie kommen auch an ihren Ort! 
Nur fern im Strome noch Bewegung, Und du, mein Herz! in Abendstille 
Der weit durchs Thal die Fluten rollt: Dem Kahn bist du, dem Vogel gleich, 
Es quillt vom Grunde leise Regung, Es treibt auch dich ein starker Wille, 
Und Silber säumt sein flüßig Gold. An Sehnsuchtsschmerzen bist du reich. 
Dort auf dem Strom noch ziehen leise Sei's mit des Kahnes stillem Zuge, 
Die Schiffe zum bekannten Port, Zum Ziel doch geht es immer fort; 
Geführt vom Fluß im sichern Gleise — Sei's mit des Kranichs raschem Fluge — 
Sie kommen auch an ihren Ort. Auch du, Herz, kommst an deinen Ort! 
Wenn sich lau die Lüfte füllen. 
Aus Goethe's Faust. 
Werke. Stuttgart und Tübingen 1810. XII, 4. — 1875. II, 345. 
Wenn sich lau die Lüfte füllen Große Lichter, kleine Funken 
Um den grünumschränkten Plan, Glitzern nah und glänzen fern, 
Suße Dufte, Nebelhüllen Glitern hier im See sich spiegelnd, 
Senkt die Dämmerung heran, Glänzen droben klarer Nacht; 
Kispelt leise süßen Frieden, Tiefsten Ruhens Glück besiegelnd, 
Wiegt das Herz in Kindesruh, Herrscht des Mondes volle Pracht. 
Und den Augen dieses Müden Schon verloschen sind die Stunden, 
Schließt des Tages Pforte zu. Hingeschwunden Schmerz und Glück; 
Nacht ist schon herein gesunken, Fühl es vor! Du wirst gesunden, 
Schließt sich heilig Stern an Stern; Traͤue neuem Tagesblick. 
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