156 Römische Geschichte.
Legionssoldaten wurden vielfach zu Schreib- und Verwaltungsgeschäften
im Heer- und Provinzialverwaltuugsdienst „abkommandiert", oft mehr,
als die Rücksicht auf die Ausbildung der Truppe erlaubte. Die Legionen
(und Centnrien) wurden durch Zahlen (und Beinamen) gekennzeichnet.
Das Körpermaß der Soldaten betrug durchschnittlich 1,70 m. Der Soldat
dient auf Sold und Versorgung. Hierzu kamen noch die kaiserlichen
Geschenke bei Gelegenheit des Regierungsantrittes, die häufig 100, einige¬
mal gar 1000 Denare auf den Kopf betrugen. Jede Kohorte besaß eine
öffentliche Sparkasse unter Verwaltung des Standartenträgers und Ober-
aufsicht des Feldherrn. In dieselbe floß die Hälfte jener Geschenke.
Auch Begräbnis- und Reisekosten-Versichernngskasse der Soldaten und
Unteroffiziere gab es überall. — Der Dienst war streng, der Rebstock,
eigentlich der Befehlsstab der Centurioueu, wurde fleißig gehandhabt.
Jeden Monat fanden dreimal Marschübnngen (mit vollem Gepäck, Nahrung
auL 17 ,^a9e' Schanzpfählen und Werkzeugs 15 km weit, statt. Die
Kaiser ließen es sich angelegen sein, die Schlagfertigkeit des Heeres zu
erhalten und zu steigern, besonders Hadrian, der nach jeder Besichtigung
einen Tagesbefehl ausgab, in dem er alles zur Sprache brachte, was ihm
nicht gefallen hatte. Verdiente Leute und Offiziere erhielten Auszeich-
nungen (Halsketten, Armbänder aus Gold oder Silber, Hochbildermedaillons,
auf der Brust, am Panzer befestigt, zu tragen).
4. Tie Kunst. Unter den Künsten hat die Baukunst die führende
Stelle inne. Sie vermochte jeder Aufgabe gerecht zu werden, sei es, daß
es galt, breite Ströme mit Brücken zu überspannen >), weite Wasser-
leitungeu anzulegen oder die Macht und Herrlichkeit des römischen Volkes
durch Tempel, Ehrensäulen und Triumphbogen zu feiern. Die Wölbungen
und die gewaltigen Massen, mit denen man es häufig zu tun hatte, er¬
heischten Verbindung der Säulen und Pfeiler zu Arkaden, kräftigere
Ausführung der Gebälkteile, häufige Unterstützung durch Konsölen, vor
allem aber auch zweckmäßige Anlage und Steigerung des zierenden
Beiwerks.
Auf dem Gebiete der Bildhauerkunst suchte sich die römische
Richtung von dem hellenischen Vorbild loszumachen. Sie verfuhr u. a.
bei der Darstellung persönlich gedachter Begriffe wie der Concordia und
bei der Verkörperung der Städte und Länder, deren Bilder bei den
Siegeseinzügen vorangetragen wurden, derartig, daß nicht an der Gestalt,
sondern an dem Beiwerk deren Wesen zu erkennen war. Zu großer
Meisterschaft entwickelte sich das Porträt, eine Folge der Kaiserverehrung.
Während der Körper — die Kaiser anfänglich in der Toga oder im
Panzer, dann als Götter oder Halbgötter, nackt oder halbnackt — wenig
persönlich Eigenartiges zeigte, wurde für den Kopf möglichste Ähnlichkeit
x) Vgl. die Donaubrücke, die auf 20 Bogen ruhte.