Full text: Brandenburgisch-preußische Geschichte (Teil 1)

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selbst lebte sehr einfach. Gewöhnlich trug er einen einfachen Soldaten¬ 
rock. Seine Kinder erzog er sehr streng. Jeden Sonntag ging er 
mit seiner Familie in die Kirche. Er sagte: „Gott vor alles in 
der Welt, und alles mit Gott." Seine liebste Erholung war die 
Jagd. Des Abends besuchte der König das Tabakskollegium. Das 
ivar eine Gesellschaft von Generälen, Ministern und Freunden des 
Königs. Es wurde Bier getrunken, geraucht und erzählt. 
2. Das Heer. Bor allem sorgte der König für ein starkes Heer. 
Bei seinem Regierungsantritte hatte er 38 000, am Ende seiner 
Regierung aber 83 000 Soldaten. Er nannte sie „seine lieben blauen 
Kinder". Besonders liebte der König die großen Soldaten oder 
„langen Kerls". Das Garde-Regiment zu Potsdam bestand aus 
lauter solchen Soldaten (3000). Der König ließ sie in allen Ländern 
Europas anwerben. Auch fremde Herrscher, die ihm eine Freude 
machen wollten, schickten ihm „lange Kerls". 
Oft führten die Werbeoffiziere große Menschen mit List und 
Gewalt fort. In Holland wurde ein preußischer Werbeoffizier, der 
mehrere große Soldaten zum Desertieren (Fortlaufen) verleitet hatte, 
erschossen. Es wäre deswegen bald zu einem Kriege gekommen. — 
Für einen großen Irländer zahlte der König einst 25000 Mark. Ein 
Riese, der sich in Paris für Geld sehen ließ, wurde auch angeworben. 
Er konnte erst als 5. Mann in das Garde-Regiment eingestellt werden. 
Der Flügelmann dieses Regimentes war über 21/« m. hoch. 
Die Soldaten wurden streng behandelt (Stockschläge, Spießruten¬ 
laufen). Sie mußten sich fleißig im Exerzieren und Schießen üben. 
Der Exerziermeister des Königs war Fürst Leopold von Dessau 
(„alte Dessauer"). Er führte das Marschieren im gleichen Schritt 
und den eisernen Ladestock im Heere ein. 
Für die Kinder der verstorbenen Soldaten gründete der König 
in Potsdam ein großes Militärwaisenhaus. 
3. Erwerbungen. Friedrich Wilhelm I. nahm an dem Nordischen 
Kriege teil. Dieser wurde zwischen den Russen und Schweden ge¬ 
führt. Im Frieden zu Stockholm (1720) erhielt der König Vor¬ 
pommern (zwischen Oder und Peenefluß), die Stadt Stettin und 
die Inseln Usedom und Wollin. 
4. Landesvaler. Der König gewöhnte sein Volk an Ordnung, 
Fleiß und Sparsamkeit. Müßiggänger konnte er nicht leiden. Er 
strafte sie mit dem Krückstöcke, den er stets bei sich trug. Selbst die 
Obstweiber auf dem Markte mußten arbeiten (nähen oder stricken). 
Verschwender und leichtsinnige Schuldenmacher ließ er ins Gefängnis 
werfen. 
Der König ging dem Volke im Fleiße und in der Sparsamkeit 
mit gutem Beispiele voran. Er arbeitete vom frühen Morgen bis 
zum späten Abend. „Die Regenten sind zur Arbeit erkoren," 
sagte er. Jedes Jahr bereiste er die Provinzen seines Reiches
	        
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