Full text: Erziehender Geschichtsunterricht

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zu werden, und sagten: „Er bringt doch nichts fertig. Das Deutsche 
Reich kriegt er nicht zustande, und eine Verfassung kriegen wir nicht, weil 
er meint, er brauchte als König nicht nach andern zu fragen. Haben 
wir es nicht an den französischen Königen gesehen, wie schrecklich es einem 
Volk auch gehen kann, wenn der König alle Macht allein hat und ist 
nun einmal kein guter Mensch? Und hat nicht sein eigener Vater, obgleich 
er gewiß ein guter Mensch war, die treuesteu Männer für Verräter ge- 
halten und ins Gefängnis gesetzt, bloß, weil er eben schlechte Ratgeber 
hatte? Kann das nicht jedem König passieren, wenn keine Volksvertretung 
da ist, die auch mitreden darf?" Und sie wurden unwillig auf ihren 
König, und viele, die im Anfang so große Hoffnungen auf ihn gesetzt 
hatten, fingen an, ihm feind zu werden und ihn gering zu achten. 
Es ging nun dem König wirklich schon so, daß er nicht recht wußte, 
wie es in seinem Volk eigentlich aussah. Er dachte, sie möchten ihn alle 
furchtbar gern leiden und wollten garnicht die Freiheitsrechte haben, daß sie 
selber die Gesetze mit ihm zusammen machen dürften. Trotzdem berief er im 
Jahre 1847 wirklich einen Vereinigten Landtag, das waren Abgeordnete 
aus allen Kreisen des preußischen Königreichs, und die sollten nun ihrem 
König alles sagen dürfen, was sie auf dem Herzen hatten. Allerdings, 
beschließen sollten sie nichts, sondern ihm nur Rat geben. Was er dann 
machen wollte, das sollte seine Sache sein. Und sie sollten auch nicht 
jedes Jahr wiederkommen, sondern immer nur, wenn der König es wollte. 
Da sagten denn die Leute: „Ja, was hilft uns das? Wenn wir hier 
nun beraten und beraten, aber wir haben doch nichts zu sagen, und 
schließlich kommt vielleicht wieder irgend ein Kleewitz oder ein Metternich, 
der alle Tage bei Tisch mit ihm zusammensitzt, und redet ihm ganz 
was anderes ein, und der König macht doch wieder ganz andere 
Gesetze, ist das nicht bloß eine Schmach und ein Ärger für uns und für 
das Volk, das uns hergeschickt hat? Und wenn es ihm schließlich einmal 
unbequem ist, was wir sagen, und er ruft uns überhaupt nicht mehr 
zusammen, dann ist ja wieder alles wie früher. Diese Art von Landtag 
ist gar keine ordentliche Volksvertretung und gibt uns keine Freiheit." 
Und so waren sie ebenso unzufrieden mit ihm wie vorher. 
Da kam der Sturmwind von Paris, und warf alles über den Haufen 
und machte alles anders. Das war die Revolution im Jahre 1848. 
3. Die Revolution von 1848 (0). Der Nachfolger des französischen 
Königs, der vom Wiener Kongreß eingesetzt worden war, hatte garnicht 
ordentlich regiert und war schon nach 15 Jahren von den Franzosen weg- 
gejagt worden. Aber auch der dritte König, den sie dann einsetzten, fing es
	        
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