Full text: Erziehender Geschichtsunterricht

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7. Der französische Krieg (M). Aber doch war noch nicht alles 
erreicht. Deutschland hatte noch keinen Kaiser. Dazu aber war bei den 
Nachbars den Franzosen, wieder ein Kaiser Napoleon da, der gönnte 
den Deutschen ihr Glück nicht und den Preußen nicht ihren Ruhm. Er 
sann darauf, wie er uns alle verderben könnte, und so kam es nun noch 
einmal zum Krieg, und das wurde der furchtbarste von allen. 
Weit draußen im Westen, noch hinter Frankreich, liegt ein König- 
reich, das heißt Spanien. Die Spanier wollten im Jahre 1870 sich 
einen neuen König wählen, und da hatten sie einem weitläufigen Vetter 
von König Wilhelm die Krone angeboten, auch einem Herrn von Hohen- 
zollern. Das ging ja nun eigentlich die Franzosen gar nichts an. Der 
Kaiser Napoleon aber war frech genug und sagte, er wolle das nicht haben, 
und der Prinz von Hohenzolleru sollte auf die Krone verzichten. Der 
König Wilhelm war ja ein so gütiger, friedliebender Herr nnd war dazu 
auch schon 73 Jahre alt. Er sagte also: „Mir liegt nichts Besonderes 
daran, dann mag also der Leopold (so hieß der Prinz) auf die Krone 
verzichten." Nun war das aber dem Napoleon noch nicht genug. Er 
schickte seinen Gesandten nach dem schönen Badeorte Ems, wo der König 
Wilhelm gerade auf einige Wochen lebte, um Brunnen zu trinken und 
dadurch gesünder und kräftiger zu werden. Dieser Gesandte hieß Bene- 
detti. Der verlangte im Namen seines Kaisers, er sollte es dem Napoleon 
schriftlich geben, daß er auch niemals wieder daran denken würde, daß 
der Leopold von Hohenzollern König von Spanien werden könnte. Das 
war dem alten König denn doch zu streifig. Er sagte erst dem Benedetti, 
so etwas würde er nicht schriftlich geben, und als der noch aufdringlich 
wurde und nicht gehen wollte, sagte der König, weiter hätte er ihm nun 
nichts über die Angelegenheit zu sagen. Er telegraphierte das gleich nach 
Berlin an Bismarck, und Bismarck ließ es gleich in alle Zeitungen drucken. 
Er wußte wohl, daß Napoleon darüber wütend werden würde, aber das 
war ihm gerade recht, denn jede Frechheit brauchen sich die Deutschen 
doch nicht gefallen zu lassen. Außerdem wußte Bismarck, daß die Frau- 
zosen doch bald Krieg machen würden, und dann war es ihm lieber heute 
als morgen, denn unsere Soldaten waren alle bereit, und Moltke hatte 
seine feinen Pläne schon wieder fertig. 
Richtig, wie Bismarck gedacht hatte, so kam es. Napoleon hatte 
kaum in der Zeitung gelesen, daß der König seinen Gesandten abgewiesen 
hatte, da tat er, als wäre ihm die schrecklichste Beleidigung passiert, und 
erklärte dem König Wilhelm den Krieg. In seiner Hauptstadt Paris 
waren die Leute ganz verrückt vor Begeisterung, liefen zu Tausenden in
	        
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