Full text: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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Heer in voller Schlachtordnung fanden; 5 Uhr Morgens waren sie 
schon aufs Haupt geschlagen (15. Aug.). Berlin war inzwischen von 
den Russen gebrandschatzt, Sachsen von den Österreichern eingenorn- 
inen worden. Da wagte Friedrich die blutige Schlacht bei T o r g a u, 
die Stetens Tapferkeit aus einer Niederlage in einen Sieg verwan¬ 
delte (3. Nov.). . , 
g. 1761 wurde Friedrichs Lage noch schlimmer. Seine Mittet 
waren erschöpft, seine Heere zusammengeschmolzen. Er mußte sich auf 
die Verteidigung in dem festen Lager Buuzelwitz (bei Schweidnitz) 
beschränken. Seine Stimmung war oft trübe und trostlos; da suchte 
ihn Zieten durch sein Gottvertrauen aufzurichten. „Der alte Alliierte 
da droben verläßt uns gewiß nicht!" tröstete er. 
Ii. Das Jahr 1762 warf einen Lichtstrahl in das Dunkel. 
Elisabeth von Nußland starb, und ihr Nachfolger Peter III., ein 
Bewunderer Friedrichs, schloß Frieden, gab alle Eroberungen heraus, 
ließ die Gefangenen frei und sandte 20 000 Mann Hilfstruppen unter 
Czernitfcheff. Nun schickte sich Friedrich zu einem entscheidenden 
Schlage gegen Österreich an. Da kam die Unglücksbotschaft, daß Peter III. 
ermordet sei, und daß seine kluge aber sittenlose Gattin Katharina II. 
die Hilfstruppen abberufen hätte. Friedrich bewog seinen Verehrer 
Czernitschess, den Befehl noch zu verheimlichen und seine Truppen, 
freilich nur als Zuschauer, in Schlachtordnung auszustellen. So erfocht 
Friedrich den Sieg bei Burkersdorf (21. Juli). Durch den Sieg 
bei Freiberg behauptete sein Bruder Heinrich, „der im ganzen 
Kriege keinen Fehler gemacht", Sachsen. Im Westen drang Ferdi¬ 
nand von Braunschweig siegreich vor. 
i. Da schwand endlich in Wien die Hoffnung, den Preußenkönig zu 
überwältigen. Im Frieden von Hubertsburg, einem sächsischen 
Jagdschlosse zwischen Grimma und Oschatz, mußte man ihm Schlesien 
lassen (15. Febr. 1763), dazu die Bewunderung von ganz Europa, in 
dem Preußen hinfort als fünfte Großmacht galt. Nicht enden wollte 
der Jubel bei Friedrichs Einzug in Berlin. Er aber entfloh ihm in das 
stille Charlottenburg und lauschte, allein in der königlichen Loge der 
Schloßkapelle, den herrlichen Klängen des Graunschen Tedeums. 
Als die Säuger jubelnd einfielen: „Herr Gott, dich loben wir!" da 
überwältigte Rührung sein Herz; er neigte sein Haupt, und Thränen 
entrollten seinen Augen. 
6. Friedrich als Landesvater. Der große König war nicht nur 
ein Held des Schwertes und der Feder, sondern auch ein Vater seines 
Volkes und, wie er zu sagen pflegte, der erste Diener des Staates. 
In kurzer Zeit heilte er die schweren Wunden des Krieges. Er hob 
den Landbau, indem er verarmten Gegenden die Steuern erließ, Holz 
und Geld zum Aufbau verbrannter Ortschaften schenkte, Saatkorn 
aus den Magazinen verteilte, Kavalleriepferde zu Ackergäulen hergab
	        
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