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Krösos erzählte: „Einst besuchte mich der weise Grieche Solon. Ich zeigte
ihm alle meine reichen Schätze und wollte ihm das Geständnis abnötigen,
daß ich der Glücklichste der Erde sei. Aber Solon sagte: „„Kein Mensch
ist vor seinem Tode glücklich zu preisen!"" Wie wahr hat er geredet!"
Kyros war ergriffen. Er dachte an die Wandelbarkeit alles Irdischen
und schenkte Krösos das Leben, ja behielt ihn als Ratgeber bei sich, das
Reich desselben aber schlug er zu dem seinigen.
Darauf belagerte Kyros 2 Jahre lang das feste Babylon,
drang endlich durch einen abgeleiteten Euphrat-Arm in die Stadt, er¬
oberte sie und machte auch Babylonien zur persischen Provinz. Die
Juden ließ er aus der 70jährigen Gefangenschaft in die Heimat zu-
rückkehreu (536 v. Chr.), wo sie unter steten Kämpfen wider die um-
wohnenden Feinde Jerusalem unb den Tempel neu aufbauten.
11. Sein Ende (529 v. Chr.). Zuletzt zog Kyros gegen bie Mafsa-
geten am Kaspischen Meere zu Felde, weil bie Königin Tomyris feine
Hand ausgeschlagen hatte. Durch List siegte er unb nahm ben Sohn ber
Königin gefangen, ber sich ans Verzweiflung tötete. Da erhob sich bas
ganze Volk unb brachte ben Persern eine entscheibenbe Nieberlage bei.
Kyros selber fiel im KantpfgetimtmeL Seinen Kopf ließ bie Königin —
ber Sage nach— in einen blutgefüllten Schlauch stecken mit ben Worten:
„Trinke bich satt, Barbar!" Nach einem andern Berichte starb Kyros in
Pasargadä, bas er erbaut unb zur Resibenz erhoben hatte. Hier waren
ans seinem Grabmal bie Worte eingehauen: „O Mensch, ich bin Kyros,
ber ben Persern bie Oberherrschaft erwarb unb über Asien gebot; bantut
beneide mir bie)es Grab nicht!"
12. Sein Sohn Kambyses war ein grausamer, trunksüchtiger
Fürst. Eine Schwester tötete er burch einen Fußtritt. Den Sohn eines
Höflings erschoß er vor ben Augen bes Vaters, um diesem zu beweisen,
daß er einen scharfen Blick unb eine sichere Hanb habe. Er eroberte Ägyp¬
ten, aber sein Zug gegen Äthiopien scheiterte, unb ein Heer würbe auf
dem Marsche gegen die Oase des Jupiter Amnion im Wüsteusaude be¬
graben. Bei seiner Rückkehr nach Memphis war heller Jubel daselbst
über einen neuen Apis. Der mißtrauische Tyrann aber meinte, man
wolle ihn verspotten. Den Apis stach er nieder, die Priester ließ er peit¬
schen und auf das Volk mit dem Schwerte einhalten. Den König P s a m -
menit soll er nach einem Aufstandsversuche verurteilt haben, an Stier¬
blut sich tot zu trinken. Viele vornehme Jünglinge hatte er hinrichten,
Jungfrauen in die Sklaverei verkaufen lassen. Da kam aus Persien die
Nachricht, daß fein Bruder Smerdis, den er aber schon früher aus Mi߬
trauen heimlich hatte hinrichten lassen, sich empört habe. Rasch brach der
König auf, um den Betrüger zn züchtigen. Aber auf dem Heimzuge ver¬
letzte er sich an seinem Schwerte und starb an der Wunde (522). Der falsche
Smerbis, ein mebischer Magier, würbe nach 9 Monaten von 7 eblett
Persern an seinen abgeschnittenen Ohren als Betrüger erkannt und getötet.