Full text: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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befolgt wurden: „Sie sollten Arabien von allem Götzendienst frei erhalten, 
nie einen Proselyten (zum Islam freiwillig Uebergetretenen) gering achten 
und sich ohne Unterlaß mit Beten beschäftigen." 
Muhamed hinterließ keine männliche Nachkommen; vier Söhne, die ihm 
Chadidscha und noch einen, den ihm Maria, eme von seinen eilf Frauen, gebo¬ 
ren hatte, waren frühzeitig gestorben. Ueber seinen Nachfolger bestimmte er 
nichts und unter seinen drei Feldherren Abu-Bekr, Omar und Ali war die 
Wahl schwer. Indessen gab er doch, indem er seinen getreuen Abu-Bekr häu¬ 
fig zu seinem Stellvertreter ernannte, nichl undeutlich zu verstehen, daß er 
diesen zum Nachfolger zu haben wünschte. 
13. 
Bis zum dritten Tage vor seinem Tode ließ er sich in die Moschee brin¬ 
gen und sprach daselbst, wiewohl mit schwacher Stimme, einige Gebete. In 
einem Anfall von Fieberhitze forderte er Feder und Dinte, um den Hauptinhalt 
seiner Offenbarungen aufzuschreiben. Seinen Vertrauten erschien aber dieß 
als eine Herabwürdigung des Koran, der ja bereits alle Lehren Muhameds 
enthielt. Sie stritten sich, ob man ihm das Geforderte reichen sollte. Darüber 
unwillig, hieß er sie Weggehen, mit der Aeußerung, es schicke sich nicht, in der 
Gegenwart des Propheten zu hadern. 
Als sein Todeskampf eintrat, rief er: „Ja, ich komme mit den himm¬ 
lischen Gefährten!" Er lag auf einem Teppich, sein Haupt ruhete auf den 
Knieen seiner geliebten Ayescha und so entschlief er den 17. Juni 632, im 
63sten Jahre seines Alters. 
Bestürzung ergriff das Volk bei der Nachricht von seinem Hinscheiden. 
Anfangs wollte man gar nicht daran glauben. „Bei Gott," hieß es, „er ist 
nicht todt; er ist, wie Moses und Jesus, in eine heilige Entzückung versunken 
und bald wird er wieder zu seinem treuen Volke zurückkehren." Selbst Omar 
drohete die zu tödten, die sagen würden, der Prophet sei nicht mehr. Endlich 
gelang es dem verständigen Abu-Bekr, diesem Streite ein Ende zu machen. 
Er sprach zu Omar und der Versammlung: „Ist es Muhamed, oder der Gott 
Muhameds, den ihr anbetet?" Sie sprachen: „Der Gott Muhameds!" — 
„Dieser Gott" — fuhr Abu-Bekr fort, „lebt ewig, aber Muhamed selbst war 
dem Tode unterworfen, wie wir, und ist nun zu dem Ewigen hinübergegangen, 
wie er euch vorher verkündigt hatte." 
Ein neuer Streit erhob sich über der Begrabnißstätte. Auch diesen Streit 
schlichtete Abu-Bekr. Er gab vor, Muhamed habe oft geäußert, ein Prophet 
müsse begraben werden, wo er sterbe. Demnach wurde ein Grab unter dem 
Boden der Wohnung der Ayescha ausgemauert und die Leiche des Propheten 
von seinen nächsten Anverwandten beigesetzt. Noch jetzt wird dieses Grab von 
frommen Pilgern besucht. 
Der Islam. 
Muhameds Religion, der Islam genannt, ist auf uralte Sagen und 
Gewohnheiten der Araber und auf Ueberlieferungen des Juden- und Christen¬ 
thums gebaut. Ihrem wesentlichen Inhalte nach ist sie sehr einfach, aber viel¬ 
fältig sind die Ceremonien, die sie vorschreibt. Ihr Hauptgrundsatz ist: „Es 
gibt nur Einen Gott und Muhamed ist sein Prophet." Die Hauptpflicht, die 
sie vorschreibt, ist völlige Ergebung an Gott, der unwiderruflich jedes Menschen
	        
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