Full text: Kurze Darstellung der deutschen Geschichte

Erfindung des Lchießpulvers und der Buchdruckerkunst. LLS 
dauerte es ziemlich lange, ehe die Schießgewehre in allgemeinen Gebrauch kamen. 
Anfangs hatte man nur eine kleine Anzahl Büchsenschützen in einem Heere; die 
meisten fochten noch mit Bogen und Pfeilen, Speeren und Schwertern. Aber 
der Vortheil des Schießgewehres war zu groß, und es kam nach und nach dahin, 
daß man keinen Soldaten ohne diese Waffe mehr haben wollte. Nun wurde 
die Art des Fechtens ganz verändert. Vorher eilte man, einander nahe zu kommen 
und Mann gegen Mann zu kämpfen. Wer die größte Kraft und Gewandtheit 
in den Waffen erlangt hatte, und dabei durch Panzer, Skhild und Helm gut 
geschützt war, konnte es mit jedem Feinde in der Nähe aufnehmen. Nun aber 
focht man mehrentheils aus der Ferne; weder Tapferkeit noch Stärke, noch 
selbst der Panzer, schützten gegen die Kugel des gemeinen Schützen und der feigste 
Mann konnte den tapfersten Ritter ans der Ferne erlegen. Die Kriegskunst 
mußte daher auf ganz andere Mittel sinnen, das Uebergewicht über den Feind 
zu erhatten. Zuerst trachtete man, eine große Anzahl von Soldaten zusam- 
zubringen; ^ denn je mehr Kugeln flogen, desto mehr konnten treffen. Früher kam 
nicht so viel aus die Zahl an; ein einziger, vom Kops bis zu den Füßen in 
Eisen gehüllter, Ritter ans feinem gepanzerten Rosse konnte einen ganzen Hansen 
leicht gewasfneter Fußknechte in die Flucht jagen. Ferner lag von nun an sehr 
viel daran, eine gute Stellung zu nehmen, den Feind zu umgehen und im Rücken 
anzugreifen, und welche der Künste eines klugen Feldherrn mehr sind. Der Ver¬ 
stand der Anführer galt eben so viel, ja säst noch mehr, als die Tapferkeit und 
Waffenkunst der einzelnen Soldaten. Es war nicht mehr so viel Ehre im Kriegs¬ 
dienste zu erwerben, der Geist des Ritterthums verschwand und der Kriegs¬ 
dienst wurde ein Solddienst, ein Gewerbe. Der Solddiener sonderte sich von 
den friedlichen Standen ab; er hatte nicht Lust, im Frieden durch seiner Hände 
Arbeit seinen Unterhalt zu suchen, sondern wollte gern immer auf Unkosten anderer 
leben. Für Geld lief er jedem zu und focht morgen gegen den, welchem er 
heute gedient hatte. 
2. Die Erfindung der Buchdruckerkunst war für den Frieden 
eben so wichtig, als die des Schießpulvers für den Krieg. In älterer Zeit war 
es den meisten Menschen unmöglich, ein Buch zu besitzen. Wer z. B. eine Bibel 
in der Abschrift haben wollte, mußte dafür 400 bis 600 Goldgulden geben. — 
Wenn ein ausgezeichneter Mann die wichtigsten Aufklärungen über bisher dunkle 
Gegenstände, oder die trefflichsten Gedanken zu anderer Freude und Trost zu 
geben hatte, so konnten von denen, die nicht nahe bei ihm lebten, doch nur sehr- 
wenige Antheil daran nehmen. Eben so lagen die vielen herrlichen Werke, welche 
die Griechen und Römer, die aufgeklärtesten Völker der alten Welt, hinterlassen 
hatten, wie ein todter Schatz da. — Nun kam ein deutscher Mann, Johann 
Guttenberg, 1401 in Mainz geboren, aus den Gedanken, die Buchstaben 
einzeln auf kleinen Stäbchen auszuschneiden, diese zu Wörtern und Zeilen zusam¬ 
menzusetzen, bis eine Seite gefüllt war, sie mit Farbe zu überstreichen und auf 
einem Blatte abzudrucken, und dann die Buchstaben wieder aus einander zu 
nehmen, um eine neue Seite mit ihnen zn setzen. Jede Seite konnte er so oft 
abdrucken, als er wollte, so daß er, wenn er die Folgen der Seiten zusammen¬ 
nahm, eben so viel gleichlautende Bücher hatte. Die eisten Versuche gelangen 
noch nicht; aber er verbesserte seine Erfindung mit großer Beharrlichkeit immer 
mehr; dazu verband er sich mit ein paar anderen Männern, dem Goldschmied 
Johann Faust und dem Schönschreiber Peter Schösser, und sie zusammen 
8*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.