115$ II. Zeitr. DaS Mittelalter. Bon 768 bis 1517,
erfanden noch die rechte Druckerschwärze, die gehörige Zusammensetzung der Metalle
zu den Buchstaben oder Lettern, damit sie weder zu weich wären und sich zu
schnell abnutzten, noch zu scharf und das Papier durchschnitten; endlich die Buch¬
druckerpresse; und so kam, nach langer, mühsamer Arbeit im Jahre 1457 das
erste Buch, die lateinischen Psalmen, und nachher die ganze Bibel, zu Staude.
Der Unterschied des Preises war so groß, daß sie jetzt nur 30 Goldgulden
kostete, früher wohl 600; und wie viel wohlfeiler kann man sie jetzt nicht haben!
— Aber der eigentliche Erfinder, der edle Gutteuberg, erntete leider den Lohn
seiner Anstrengungen nicht ein. Er hatte bei den vielen Versuchen sein ganzes
Vermögen zugesetzt, hatte von dem Goldschmied Faust Geld leihen müssen, und
als er nicht wieder bezahlen konnte, verklagte ihn dieser, ließ ihm gerichtlich alle
seine Gerätschaften wegnehmen, schloß ihn von der Gemeinschaft aus und setzte
die Sache allein fort. Gutteuberg mußte fein Leben noch viele Jahre durch die
Wohlthaten des Kurfürsten von Mainz fristen. — Durch die Buchdruckerklmst
war der Weg geöffnet, neue Gedanken und Belehrungen, nützliche Erfindungen,
wichtige Nachrichten, schnell durch ganz Europa zu verbreiten und sie selbst unter
das Volk zu bringen. Wenn vorher unter Hunderten kaum Einer lesen konnte,
so kam es nun nach und nach dahin, daß jetzt unter Hunderten kaum Einer es
nicht kann; die wichtigsten Kenntnisse blieben nicht mehr in den Klöstern und
unter den wenigen Reichen, sondern wer nur Lnst und Fleiß hatte, konnte dazu
gelangen, und schon dieser Umstand allein mußte der Welt nach und nach eine
andere Gestalt geben. Es kam dazu, daß auch in Maximilians Zeit das P o st -
wesen eingerichtet wurde, statt daß man vorher nur durch besondere Boten
oder durch Gelegenheit Nachrichten aus entfernteren Gegenden erhalten konnte.
Wie außerordentlich wichtig die Einrichtung eines regelmäßigen unb schnellen Ver¬
kehrs von einem Ende Europas bis zu betn anbern nicht nur für Freunbe unb
Bekannte, unb eben so für ben Hanbel, fonbern auch burch Zeitungen unb Bücher
für ganze Völker werben mußte, fällt leicht in bie Augen.
3. Die Entbecknng von Amerika burch Eolurnb us im Jahre
1492, unb bes Seeweges um bas Vorgebirge ber guten Hoffnung
nach Ostinbieu, burch ben Portugiesen Vasco be Gama, 1498, hoben
ebenfalls sehr viel zur Veränberung bes Znstanbes von Europa, ja bes ganzen
Erbbobens, beigetragen. In Amerika sanb man viel Golb unb Silber, wonach
die Menschen zu allen Zeiten am begierigsten getrachtet haben; unb in Jnbien
viele kostbare Waaren, welche zur Annehmlichkeit bes Lebens beitragen. Nun
strebte jebes Volk, recht viel Schisse zu erbauen u-ib über bie weiten Meere
nach jenen Ländern zu fahren, um Schätze unb Waaren zu holen. Die Spa¬
nier, welche Amerika, die Portugiesen, welche den Seeweg nach Ost¬
indien entdeckt hatten, machten es sich zuerst zu Nutze; nachher Franzosen,
Holländer unb Englänber. Der Seehanbel wmbe bie Hauptsache, der
Landhandel wurde immer unbedeutender, und die Italiener und Deutschen,
die früher den wichtigsten Handel gehabt hatten, verloren ihn. Der große Han-
febund ging zu Grunde, und aus der bedeutenden Zahl blühender Reichsstädte,
die durch Handel reich und groß geworden waren, sind nur noch Hamburg,
Bremen und Lübeck als freie Städte Deutschlands übrig geblieben.