I. Zeitr. Bon 113 vor Chr. Geb. bis 768 nach Chr. Geb.
Kaiser Tiberius zurück gerufen und zu einem andern Befehl nach Asien geschickt,
wo er bald nachher von Verräthern vergiftet worden ist.
12. Marbod.
Auch noch ein anderer deutscher Fürstensohn, Marbod, vom suevischen
Stamme, hatte sich um diese Zeit bei seinem eigenen Volke und bei den Römern
berühmt gemacht. Er gehörte zu dem Theile derSueven, die Markomannen
(Mark- oder Gränz-Männer) genannt wurden und damals in Schwaben am
Neckar, bis an den Rhein hin, wohnten. Auch er war, wie Armin, in Rom
gewesen und hatte der Römer Weise kennen gelernt. Als er zurückkam, zeigte
er den Seinigm, was sie von diesem Volle zu erwarten hätten, wenn sie so
nahe bei demselben wohnen blieben. Der Verkehr mit ihren Kaufleuten würde
ihnen Weichlichkeit und Ueppigkeit zuführen, die fremden Sitten würden die vater¬
ländischen verdrängen, und bald würden List oder Gewalt sie zu Knechten der
Römer machen. Besser, wenn sie den mnthigen Entschluß faßten, ihre jetzigen
Wohnsitze zu verlassen und andere, weit ab von den Leuten aus Welschland, zu
suchen. Er meinte das Land Böhmen, welches ihm das tauglichste zu seinem
Vorhaben schien, weil es rund umher von Bergen eingeschlossen ist; und die Mar¬
komannen, die noch kräftigen Sinn für die Würde eines freien Volkes in sich
trugen und denen, als Sneveu, das Wandern auch nicht gar zu fremd war,
verließen ungefähr im Jahre 11 vor Chr. Geb. die gesegneten Fluren des schwä¬
bischen Landes und zogen wirklich nach Söhnten.
Dies alles hatte Marbod wohl eingerichtet. Von nun an aber hielt er
nicht das rechte Maaß. Das Befehlen, welches ihm auf dem Zuge eingeräumt
war, gefiel ihm gar zu wohl, er wollte es nicht gern wieder fahren lassen, son¬
dern gewöhnte das Volk an eine königliche Herrschaft, hielt sich eine Leibwache
und ein großes Heer, wie er es an den Kaisern in Rom gesehen hatte, und
unterdrückte so die alte Freiheit. Als Niederdeutschland durch Varus und Ger¬
maniens in Gefahr war, kam er nicht zu Hülfe, obgleich Armin ihn ohne Zwei¬
fel darum bat, sondern dachte nur an die Befestigung feiner Herrschaft.
Das ging noch eine Zeit lang gut; dann aber brach der Unwille von
mehreren Seiten gegen ihn los; es entstand ein Aufruhr und man rief auch die
Cherusker gegen ihn zur Hülfe. Armin stritt im Jahre 19 n. Chr. mit ihm
und Marbod mußte endlich fein Land verlassen und zu den Römern fliehen, von
denen er die Herrschaft gelernt hatte. Sie gaben ihm das Gnadenbrod zu,Ra-
venna, einer Stadt in Italien, wo er noch 18 Jahre rühmlos lebte.
Armins Ende, 21 nach Chr. Geb. — Unser Armin, den alle Jahr¬
hunderte mit Recht den Retter der deutschen Freiheit nennen, starb noch früher
als Marbod, und zwar in einem bürgerlichen Kriege ber Cherusker, durch die
Hand feiner Gegner. Wir wissen die Umstände nicht genau, glauben aber sicher
und gewiß, daß Armin der Liebe für das Vaterland und für dessen Freiheit
bis in seinen Tod treu geblieben ist. Von den Nachkommen wurde fein Name
hochgeehrt und in begeisterten Liedern hundertfach besungen.