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130 Das große Jahr 1870 auf 1871 rc.
Heereskraft des Feindes war gelähmt und vor allem das Zusammenwirken der
Bazaineschen Armee mit der bei Chalons stehenden verhindert. Erstere wurde in
das befestigte Metz zurückgeworfen, welches Prinz Friedrich Karl mit dem 1., 7.
und 8. Corps der Steinmetzschen, sowie dem 2., 3., 9. und 10. Corps seiner bis¬
herigen (II.) Armee und dem aus Deutschland nachrückenden 13. Corps umschloß.
Das war eine schwierige Aufgabe, zumal Bazaine noch gegen 150,000 Mann
hatte und mit allen Mitteln hinreichend versehen war. Aus den vor Metz nicht
zur Verwendung kommenden Theilen der I. und II. Armee (Garde, 4. und 12.
Armeecorps, der 5. und 6. Cavallerie-Division) wurde eine neue, die Maas
nrtttee, gebildet, über welche der Kronprinz von Sachsen den Oberbefehl erhielt.
Diese sollte in Verbindung mit der III. Armee (Kronprinz von Preußen) nach
Chalons vorgehen, woselbst Mac-Mahon mit seiner nach und nach bedeutend ver¬
stärkten Armee stand. Bereits am 25. August wurde dem Hauptquartier, das
sich seit dem vorigen Tage in Bar-le-Duc befand, von der vorschwärmenden Ca¬
vallerie-Division die Meldung gemacht, daß Mac-Mahon Chalons verlassen habe
und auf Rheims marschiere. Dies konnte nur den Zweck haben, die in Metz ein¬
geschlossene Armee zu entsetzen. Als man im deutschen Hauptquartier diese Absicht
durchschaute, wurde eine nach Norden gerichtete Schwenkung der III. und IV.
Armee angeordnet, um die geplante Zusammenwirkung zu hintertreiben. Weil
hierbei aber die III. Armee den weitesten Weg zurückzulegen hatte, so sollte die
IV. Armee dem Feinde zuerst entgegentreten. Schon am 30. August ereilte das
4. preußische Corps bei Beamnont ein französisches Corps und warf dasselbe bei
Mouzon über die Maas. Der Kronprinz von Sachsen überschritt nun den Fluß
und verlegte Mac-Mahon den Weg nach Metz. Nun nah'te auch die III. Armee,
die auf dem linken Ufer der Maas sich hielt und dem Feinde den Rückweg nach
der Hauptstadt abschnitt; im Rücken der Franzosen aber lag die belgische Grenze.
So von allen Seiten eingeschlossen, sah’ sich Mac-Mahon genöthigt, die von den
deutschen Heeren ihm ausgedrungene Entscheidungsschlacht bei der kleinen Festung
Sedan an der Maas aufzunehmen.
Sedan. In der Nacht auf den ersten September erließ der König den
Befehl, daß der Feind am nächsten Morgen in aller Frühe angegriffen werden
sollte. Die deutsche Schlachtlinie war folgendermaßen gebildet: auf dem rechten
Flügel stand der Kronprinz von Sachsen, an ihn schlossen sich links bei Bazeilles
die Baiern, dann das 11. und 5. preußische Corps (unterhalb Donchery), noch
weiter links die Würtemberger. Französischerseits standen diesen Truppen die
Corps Mac-Mahon, Failly, Canrobert, die Ueberbleibsel des Douayschen Corps
und ein neugebildetes Corps gegenüber. Der Mittelpunkt ihrer Aufstellung war
die Festung Sedan. Ein dichter Nebel lagerte am Morgen des 1. September
auf den Thälern und Höhen. Um sieben Uhr eröffnete der rechte Flügel der
deutschen Truppen ein heftiges Geschützfeuer auf den linken feindlichen Flügel;
währenddeß zog sich der linke deutsche Flügel, das 5. und 11. Corps, um die
feindlichen Linien herum, um ihnen in den Rücken zu fallen. Um neun Uhr kün¬
digte ein gewaltiges Batteriefeuer das Gelingen dieses fein durchdachten Planes
an. Nun gingen auch die Sachsen auf dem rechten deutschen Flügel mit voller
Gewalt vor und bereits zogen sich einige französische Abtheilungen zurück. Doch
wehe! der preußische linke Flügel bildete hier einen eisernen Schlagbaum. Um
aus dieser verzweifelten Lage zu entkommen, unternahm die feindliche Reiterei zwei
von ungewöhnlichem Muthe zeugende Attaken auf die deutsche Artillerie, wurde