Full text: Grundriß der deutschen und preußischen Geschichte

150 Schluß. 
v. Humboldt (t 1885), Jak. Grimm (f 1863, Deutsche Grammatik), Wilh. 
Grimm (t 1859, Deutsche Heldensage; gemeinschaftlich mit seinem Bruder: Kinder- 
und Hausmärchen), Lachmann, Fr. Bopp, K. F. Becker (f 1849), F. Chr. Diez, 
Hammer-Purgstall. — Einen bedeutenden Aufschwung nahmen die Naturwissen¬ 
schaften, wozu die vielen von großen Forschern (v. Kotzebue, Franklin, Alexander 
V. Humboldt (1-1859), Barth, Vogel, in letzter Zeit: Nordpol-Erp edition) unternom¬ 
menen Reisen wesentlich beitrugen. Auch verschiedene Entdeckungen hat die neueste 
Zeit auf diesem Gebiete zu verzeichnen. Der Schotte James Watt erfand die 
Locomotive, 1763 und nun fand die Kraft des Dampfes bei der Herstellung von 
Eisenbahnen und Dampfschiffen*) vielfache Anwendung. Von großer Wichtigkeit ist 
auch die Erfindung der elektro-magnetischen Telegraphie (Gauß und Weber 1844). 
Ebenso sind die Lithographie (Steindruck), Photographie und Gasbereitung Erfin¬ 
dungen der Gegenwart. — Die Chemie wurde durch die Forschungen des rühmlichst 
bekannten Chemikers I. von Liebig (f 1873) und anderer Männer (Steinthal, 
Holtzmann f 1870) bereichert und zu einer selbstständigen Wissenschaft ausgebildet. 
Aber auch die Künste begannen sich herrlich zu entfalten. Die von Bach 
(t 1750), Händel (f 1759), Gluck, Jos. Haydn (1732-1809) und Mozart 
(1756—1791) angebahnte künstlerische Vollendung der Tonkunst ist in unserer 
Zeit von Bethoven (1770—1827), Mendelssohn (1809—1847), Liszt it. a. zu 
wahrhaft klassischer Ausbildung gelangt. Ebenso gelangten auch die bildenden 
Künste zu hoher Vollendung, woran die Kunstakademien in München, Düssel¬ 
dorf, Berlin und Dresden einen wesentlichen Antheil haben. Unter den deutschen 
Malern nehmen Fr. Wilh. von Schadow (1764—1850), Cornelius, Wilh. Kaul- 
bach (geb. 1805) und Overbeck den ersten Rang ein. Der kunstliebende König 
Ludwig von Baiern begünstigte die Baukunst und Bildhauerei (Basilika, Arkaden 
in München, Walhalla bei Regensburg, das Pompejanum bei Aschaffenburg). Als 
hervorragende Baukünstler neuerer Zeit merken wir v. Klenze (1784—j 853), 
Gärtner (1792—1847) und K. Fr. Schinkel (1781—1841). Die größten Bild¬ 
hauer sind u. a. der schon erwähnte W. Schadow, Rauch (1777 — 1857) 
und Schwanthaler (1802—1848). — 
Schluß. 
So wären wir denn nun am Ende unserer Darstellung angekommen und haben den 
Kreislauf der Geschichte unseres geliebten Vaterlandes beendet, der in der Geschichte des durch 
Karl den Großen begründeten Kaiserthumes seinen eigentlichen Ausgangspunkt hat und von 
da durch die wechselvollen Geschicke des deutschen Reiches, dessen ersten Höhenpunkt die Regie¬ 
rung der Hohenstaufen bildet, hindurchführt bis zur Auflösung des tausendjährigen abendlän¬ 
dischen Kaiserthumes — die schon durch den westfälischen Frieden begründet und durch Stiftung 
des Rheinbundes formell herbeigeführt wurde —, um dann in der durch den im Norden Deutsch¬ 
lands von kleinem Ursprünge entstandenen preußischen Staat geschaffenen Wiedervereinigung 
der in eine Vielheit zersplitterten deutschen Nation einen herrlichen Abschluß zu finden. Das 
durch seine neugeschaffene Einheit erstarkte deutsche Reich bildet nunmehr den natürlichen 
Schwerpunkt im europäischen Staatensystem, und wir dürfen daher unsern Blick, der mit in¬ 
nerer Zufriedenheit auf der durchlaufenen Bahn ruht, ebenso zuversichtlich in die Zukunft rich¬ 
ten, umsomehr, als das Geschick unseres in jugendlicher Frische aufblühenden Vaterlandes in 
der mächtigen und sicheren Hand unseres über alles Lob erhabenen Heldenkaisers und seines 
unübertroffenen Reichskanzlers ruht, die das Staatsschiff unter Gottes gnädigem Beistände 
ungefährdet durch alle Stürme des staatlichen und politischen Lebens hindurchzuführen be¬ 
fähigt ist. Möge Gottes Segen, wie bisher, so auch ferner mit ihm und seinem ihm nicht 
««ebenbürtigen Sohne und dereinstigen Erben seiner Krone und seines Ruhmes sein! 
*) Erfinder des Dampfschiffes ist der Nordamerikaner Robert Fulton (1807).
	        
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