Friedrich 11. 69
Anmerk. 2. Evangelische Missionsthätigkeit im 18. Jahrhundert. Der Eng¬
länder Johann Eliot hatte in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts mit
unermüdlichem Eifer das Evangelium unter den Indianern in Nordamerika verkündigt.
Sein Beispiel fand Nachahmung. In Deutschland erweckte Ph. I. Spener einen regen
Missionseifer und Aug. Hcrm. Francke veranlaßte infolge Aufforderung des Königs
Friedrich IV. von Dänemark Bartholomäus Ziegenbalg, nach Trankebar in
Ostindien zu gehen, um den auf dänischem Gebiet lebenden Heiden die Heilsbotschaft zu
bringen. Es entstand die dänisch-hallische Missionsgesellschast. Ein eigenes Missions¬
kollegium in Kopenhagen leitete das fromme Unternehmen.
Auch das deutsche Volk zeigte lebhaftes Jnterresse für die Missionsthätigkeit. Im
Halle'schen Waisenhause (Schulze, Gericke, Schwarz), in dem von Jänike zu Berlin gegrün¬
deten Missionshause wurden zahlreiche Heidenbekehrer ausgebildet. (Goßner.) Außerdem
entstand in Berlin noch eine andere Missionsgesellschast, die sich mit der Aufgabe der
Heidenbekehrung eifrig befaßte. 1 * |L}
1721 landete der norwegische Pastor Hans Egede in Grönland. Nach seiner
Rückkehr leitete er von feiner Heimath aus das Bekehrungswerk. Durch Egede's Mif-
sionsthätigkeit angefeuert, forderte der Graf von Zinzendorf die auf seinen Gütern
lebenden mährischen Brüder zur Verbreitung der Lehre Christi aus. Bernhard Dober
und David Nitfchmann erklärten sich bereit, nach St. Thomas in Westindien zu gehen,
während die Gebrüder Matthäus und Christian Stach nach Grönland segelten. Hier¬
mit begann 1732 die Missionsthätigkeit der Brüdergemeinde, die bis in die
neueste Zeit die herrlichsten Früchte aufzuweisen hat, und nicht blos auf Westindien
beschränkten sie ihre Thätigkeit; auch nach Nordamerika, Ostindien, Süd- und Mittel¬
afrika, Mittelasien, Nord- und Osteuropa trugen sie die frohe Botschaft des Heils.
Aber wie erfreulich der Eifer einzelner Heidenbekehrer auch war; im ganzen geschah' für
die armen Heiden nicht viel. Erst die große franz. Staatsumwälzung erzeugte wieder
einen lebendigen in der Liebe thätigen Glauben, der sich aufrichtig bestrebte, dem Worte
Christi: „Gehet hin in alle Welt" rc. re. nachzukommen.
IV Abschnitt.
Von Friedrich dem Großen bis auf Friedrich Wilhelm III. (1740— 1797)-
§ 30. Friedrich II. (1740-1786). S“
l. Friedrich als Kronprinz. Am 24. Januar 1712 wurde dem
Könige Friedrich Wilhelm ein Sohn geboren, der in der Taufe den Namen
Friedrich erhielt. Die Erziehung und Bildung des Kronprinzen erfolgte ganz
nach französischem Muster, weshalb er später große Vorliebe für französisches
Wesen und französische Literatur zeigte. Dem Vater, der aus seinem Sohne
vor allen Dingen einen tüchtigen Feldherrn und Regenten machen wollte und
nun zu seinem Leidweisen die Erfahrung machte, daß sein Sohn zum Militair
und Staatswesen wenig Neigung habe, vielmehr sich mit den Wissenschaften,
mit Malerei und Musik beschäftigte, war diese Wahrnehmung ein Stich ins
Herz und wurde ihm Veranlassung, den Kronprinzen mit großer Härte zu be¬
handeln. Insbesondere mißfiel dem Vater auch die Abneigung Friedrichs ge¬
gen die Wahrheiten des Glaubens, die die Frucht eines verkehrten Religionsun¬
terrichts war. Daher wurde des Kronprinzen Loos ein immer traurigeres, und
als nun gar der gestrenge König eines Abends seinen mißrathenen Sohn beim
Flötenspiel, in welchem ihn der berühmte Quanz aus Dresden unterrichtete,
ertappte, brach er in die heftigste Wnth aus und gegen andere äußerte der
König: „Fritz ist ein Querpseifer und Poet; er macht sich nichts aus den Sol¬
daten, und wird mir meine ganze Arbeit verderben."