112 Geeichte des Mittelasien.
wurden und eine Vervielfältigung der Schrift lieferten. Gutenberg schritt
von diesen noch rohen Anfängen weiter fort und kam auf den Gedanken,
einzelne Buchstaben zu schneiden, zusammenzusetzen, und sich so gleichsam
einen unerschöpflichen Schatz zu bilden, aus welchem tausend und abertausend
verschiedene Wörter entstehen, und vervielfältigt werden konnten. Gutenberg
blieb dabei nicht stehen, sondern vervollständigte seine Erfindung -noch da¬
durch, daß er, um eine größere Menge Buchstaben zu erhalten, die Mutter¬
formen (Matrizen) erfand, worin nun nach Belieben Metall-Lettern gegossen
werden konnten. Alle diese Versuche setzte Gutenberg in Mainz, wohin er
zurückgekommen war, mit solcher Beharrlichkeit fort, daß er sein ganzes
Vermögen darüber opferte, und sich endlich (1450) genöthigt sah, sich mit einem
reichen Mainzer Bürger, Johann Fust, zu verbinden, welcher ihm eine
Summe Geldes vorschoß. Die neue Kunst wurde nun eifrig und geheim
betrieben, als Peter Schösser, ein geschickter Schreiber, eine Besserung
der Matrizen und eine haltbare Druckerschwärze erfand. Diese wichtige
Erfindung wurde nun allgemein verbreitet, und die unermeßlichen Wirkungen
derselben äußerten sich bald. Nach Nösselt. Gurtmann unb Ed-r.
73. Entdeckung des Seeweges nach Ostindien
durch die Portugiesen.
Heinrich der Seefahrer. König Johann von Portugal (1383—1433) hatte
einen Sohn, welcher gewöhnlich Heinrich der Seefahrer genannt wird. Er
war ein vorzüglicher Freund der Mathematik und Schiffahrtskunde. Sein Hof
war der Sammelplatz aller Seefahrer; von ihnen zog er viele Nachrichten über
entfernte Länder und Meere ein. Vorzüglich beschäftigte ihn der Plan, einen Seeweg
um Afrika herum nach Indien aufzusuchen, um die herrlichen Erzeugnisse dieses
schönen Landes, welche man früher durch arabische Kaufleute bezog, die sie den
Europäern bis nach Egypten brachten, unmittelbar aus dem Lande selbst zu holen.
Der Seeweg um Afrika war damals noch nicht bekannt; man wußte gar nicht, wie
weit sich der Weg nach Süden hin erstrecke. Dazu hieß es, unter der Linie
(Aequator) sei das Wasser kochend heiß, an anderen Stellen wimmele das Meer
von grausigen Unthieren. Heinrich ließ sich durch diese und ähnliche Fabeln nicht
abschrecken und schickte einige seiner tüchtigsten Seeleute zur nähern Untersuchung der
Küste Afrikas ab. Diese entdeckten verschiedene Inseln, von welchen wir Madeira
und die kanarischen Inseln nennen. Mit Heinrichs Tode (1463) erkaltete auf
einige Jahre der Eifer der Portugiesen für fernere Entdeckungsfahrten.
Bartholomäus Diaz. Johann II. aber, der nun (1481) den Thron bestieg,
nahm den großartigen Plan Heinrichs wieder auf und schickte einen seiner besten
Seefahrer, Bartholomäus Diaz, ab, mit dem Aufträge, so weit südlich zu
fahren, bis er an die Spitze von Afrika käme. Unter tausend Mühseligkeiten und
Gefahren ward diese endlich erreicht. Von den heftigen Stürmen, die hier wütheten,
nannten die erschrockenen Seeleute sie nicht anders, als das Vorgebirge der
Stürme. Als aber der König die Nachricht von dieser glücklichen Entdeckung
erhielt, rief er frohlockend aus: „Nein, sie heiße das Vorgebirge der guten
Hoffnung! denn nun haben wir ja gute Hoffnung, einen Seeweg nach Jndienzu finden".
Vasko de Gama. 1498. Diese Hoffnnng ging auch unter der Regierung seines
Nachfolgers, Emanuel des Großen, glorreich in Erfüllung. Er schickte einen
andern bewährten Seemann, Vasco de Gama, mit vier Schiffen ab, um jetzt
die Fahrt nach Indien selbst zu versuchen. Derselbe segelte glücklich um das Vor¬
gebirge der guten Hoffnung und erreichte Kalifat in Indien. Mit freudigem Er¬
staunen betraten die Portugiesen das fremde Land. Das Volk lebte hier bereits
in einem blühenden Wohlstände. Die Häuser in Kalikut waren größtentheils aus
Holz gebaut und mit Palmblättern gedeckt. Nach zweijähriger Abwesenheit traf
Vasco de Gama wieder in Portugal ein und ward von seinem Könige mit ver¬
dienten Ehrenbezeigungen empfangen. Durch das Glück und den Ruhm des kleinen
Portugal wurde auch das benachbarte Spanien zu ähnlichen Unternehmungen an¬
gefeuert. Noch ehe die Portugiesen den Weg nach Indien gefunden, hatte von
Spanien aus die Entdeckung der neuen Welt im Westen begonnen.
Nach Weiter.