Full text: Die Weltgeschichte in Biographien und Skizzen

^£8 Geschichte der neuen Zeit. 
Arbeit. Dabei gewann er noch immer Zeit für Regierungsgeschäfte. Im Winter 
lreß er sich zu Amsterdam in Mathematik und Naturkunde uttlerrichten 
m er übte: sich ogar rn chirurgischen Operationen. Von Holland ging 
Peter nach England besuchte überall die Werkstätten bedeutender Hand¬ 
werker, besah Muhlendämme, Kanäle, Maschinen rc. und ließ sich alles 
genau erklären. Der Anblick eines Seetreffens, welches ihm zu Ehren 
veranstaltet wurde, entzückte rhn so, daß er ausrief: „Ha, fürwahr, wäre 
rch nrcht Czar von Rußland, so möchte tch nichts lieber sein, als ein ena- 
lrscher Admiral!" ö 
Bildung und gute Sitten. Als er von seinen Reisen 
zurückkehrte, ließ er Bücher aus fremden Sprachen ins Russische übersetzen 
und Schulen anlegen. Im Jahre 1703 legte er den Grund zu einer neuen 
Stadt die nach fernen Namen Petersburg heißt. In ihrer Nähe legte 
er große Schiffswerften an. In der Stadt selbst errichtete er eine Apotheke 
erne Sternwarte und eine Akademie der Wissenschaften. Bald schaffte er 
dre sklavische Sitte, vor dem Czar niederzufallen, ab, stiftete Hospitäler. 
Waisen- und Arbeitshäuser, führte Brief- und Reiseposten ein und be¬ 
förderte^ auf jede Weise Kunst, Handel und Gewerbe. 
Sein Ende. Peter der Große fand fein Ende in Folge einer edlen 
That. Als er ernst auf der Newa suhr, bemerkte er einen Kahn, der von 
dem Sturme auf eine Sandbank geworfen war. Sofort schickte er seine 
Matrosen hin, Hilfe zu ^ leisten und sprang dann selbst ins Wasser, um 
erne $rau Zu retten, die mit ihrem Kinde nur noch schwach gegen die 
wrlden Wogen ankämpfte. Sein Vorhaben gelang; aber da Peter erst 
kürzlich von erner bösen Krankheit genesen war, bekam er einen Rückfall 
der rhn bald darauf in's Grab brachte. Nach Kappe, Scharlach und Haupt. 
84. Karl XII , König tum Kchmederr. 1697—1718. 
Karls Charakter. Erst sechszehn Jahre alt, übernahm Karl XII. 
nach des Vaters Tode die Regierung. Er hatte vortreffliche Anlagen und 
zeigte schon in früher Jugend ein großes Talent in der Erlernung der 
alten und neuen Sprachen. Da er sehr ehrgeizig war, so spornten ihn 
ferne Erzieher zu großer Thätigkeit an. Mathematik war sein Lieblings¬ 
studium. In allen ritterlichen Uebungen war er wohl erfahren. Er 
suchte wenig Umgang und mied jugendliche Zerstreuungen und Ver¬ 
gnügungen. Seine schönsten Tugenden, Wohlwollen und Redlichkeit, ver¬ 
dunkelte ein unbändiger Starr- und Eigensinn, welcher ihn oft in die 
schwierigsten Lagen brachte. Sonst war er ein höchst liebenswürdiger 
Charakter, voll Gottesfurcht, Gerechtigkeit und unerschütterlichen Muthes. 
Karls Siege. Bei seinem Regierungsantritt war Schweden ein 
mächtiges Reich und auch die Küstenländer an der Ostsee, welche jetzt zu 
Rußland gehören, waren damals schwedisch. Die Nachbarn aber hielten 
Karl für einen schwachen Knaben. So traten denn die Könige von Däne¬ 
mark und Polen und der Czar Peter von Rußland zusammen und erklärten 
Schweden den Krieg. Da entfiel den schwedischen Räthen das Herz, und 
sie wollten zitternd und bebend hergeben, was die Feinde verlangten. Aber 
der junge König rief muthig: „Daraus wird nichts!" Er rückte den Dänen 
in's Land, besiegte sie, und schon im ersten Kriegsjahre (1700) mußten sie 
einen Frieden annehmen, wie Karl XII. ihn vorschrieb. Dann setzte er 
nach Rußland hinüber und jagte noch in demselben Jahre mit seinen 
8000 Schweden 80,000 Russen aus ihren Verschanzungen bei Narva. 
Einige Jahre darauf vertrieb er den Polenkönig August den Starken 
von Land und Leuten. (August war so stark, daß er mit bloßen Händen 
ein starkes Hufeisen zerbrechen konnte.)
	        
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