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Verbündeten zu erwarten. Am Morgen des 16. October gaben drei
Kanonenschüsse das Zeichen ^ur Schlacht, und sie ist eine der blutigsten ge¬
wesen, von denen die Geschichte meldet. Alle Völker Europas außer den
Türken kämpften hier, und in welchem Ringen und Drängen und Auf¬
opfern! Es wurden am 16. October eigentlich drei Schlachten geschlagen,
bei Wachau, bei Möckern und bei Lindenau. Bei Wachau stand
Napoleon selbst mit seiner Hauptmacht der böhmischen Armee gegenüber
und der bitterste Kampf tobte den ganzen Tag. Die Erde erbebte in der
That unter dem Donner der Kanonen, und der Tod mähete Tausende
hin. Neun Stunden war gestritten worden; es war nichts entschieden;
die Nacht machte dem Kampf ein Ende. Napoleon schickte Siegesboten
nach Leipzig an den König von Sachsen, und die Glocken wurden geläutet.
Bei Möckern kämpfte Blücher unb besonders Jork's Corps allein den
schwersten Kampf gegen ben Marschall Marmont. Vor der Schlacht sagte
Blücher zu den Truppen: „Na, Kinder, heute haut mal auf gut
preußisch ein"! Dork erhob sich vom Frühstück mit seinem Lieblingsspruche-.
„Anfang, Mittel und Ende, Herr Gott, zum Besten wende!" Nie ist mit
größerer Erbitterung gestritten, als bei Möckern, wo jede Gartenmauer,
jedes Haus eine Festung war. Auch die Franzosen stritten mit der größten
Tapferkeit, bis mit dem Anbruche ber Dunkelheit die Ausdauer und der
Opfermuth der Preußen den Sieg errungen hatten. Blücher lagerte auf
t)ent Schlachtfelde; durch die Nacht schallte es: „Nun danket alle Gott!"
Der 17. October war ein Sonntag. Es war auf beiden Seiten Ruhe;
nur der rastlose Blücher vertrieb den Feind aus den Dörfern zwischen
Möckern und Leipzig.
Am 18. October begann der gewaltige Kampf abermals. Um das
Dorf Probstheida, den Mittelpunkt der französischen Stellung, entbrannte
Äer wüthendste Kampf. Bei Paunsdorf verließen am Nachmittage die
Sachsen die französischen Reihen und gingen zu den Verbündeten über.
Am Abend waren die Franzosen überall geschlagen. Napoleon verließ
seinen Standort bei der zerflossenen Windmühle auf dem Thonberge
und ritt nach Leipzig, um die Vertheidigung der Stadt und den Rückzug
anzuordnen. — Am 19. October stürmten das Nordheer und die schlesische
Armee die Stadt, und es floß auch hier noch viel Blut. Das Königsberger
Landwehrbataillon des Major Friccius ist das erste gewesen, welches
"Durch das Grirn'rnaische Thor in die Stadt drang; bald folgten andere
von andern Seiten, und noch in den Straßen mußte der Kampf fortgesetzt
werden. Das französische Hauptheer zog schon von Anbruch des Tages an
in großem Gewirre über die Pleiße und Elster ab. Um 1 Uhr hielten der
Kaiser Alexander und der König Friedrich Wilhelm ihren Einzug.
Als Blücher auf den Markt geritten kam, wo die Monarchen hielten, um¬
armte ihn der Kaiser und sagte: „Mein lieber General, Sie haben das
Beste gethan, Sie sind der Befreier Deutschlands". Darauf sprach Blücher:
„Majestät, habe nur meine Schuldigkeit gethan ; aber meine braven Truppen,
"die haben mehr gethan, viel mehr". Der König ernannte ihn zum Feld¬
marschall.
Die Siege in Frankreich. Napoleon eilte hierauf mit ben Trümmern
'seines Heeres über bett Rhein nach Frankreich. Die Verbünbeten eilten
ihm nach. Blücher setzte in ber Neujahrsnacht 1814 bei bem Städtchen
Kaub über ben Rhein. Die früheren preußischen Provinzen zwischen Elbe
unb Rhein würben wieber preußisch. In Frankreich gab es noch manchen
harten Kampf. Blücher gehörte immer zu ben Vorbersten, und endlich
zogen die verbündeten Monarchen Alexander und Friedrich Wilhelm III.
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