Geschichte der neuen Zeit.
wurden m Paris, und m anderen größern Städten die Bürger bewaffnet. Dieses
bürgerliche Mrlttarr hieß die Nationalgarde und war dazu bestimmt, Ruhe in
den Städten zu erhalten, Unordnungen und Aufstände zu unterdrücken. Wirklich
kam es auch tn Paris und tn Lyon wiederholt zu blutigen Aufständen, die jedoch
ledesmal medergesch.aaen wurden. Die Revolutionäre trachteten dem Könia nun
nteucheltttordertscf) nach dem Leben; innerhalb 10 Jahren wurde sechs mal auf ihn
geschossen, wunderbarerwerse aber nicht ein einziges Mal getroffen. Er führte nur
tu Afrika Krieg, wo die Franzosen unter König Karl X. (1830) den alten See-
rauberstaat Algerien erobert hatten, und zwang die Araber zur Unterwerfung. Mit
allen europäischen Machten stellte er ein freundliches Verhältniß her und hielt
mit Deutschland gute Nachbarschaft. Man nannte ihn dankbar den „Napoleon des
Gebens.' Bumüller unb Schuster.
111. König Friedrich Wilhelm IV. 1840—1861.
Preußen folgte auf Friebrich Wilhelm III. sein Sohn Friebrich
Wilhelm IV Derselbe war mit vorzüglichen Geistesgaben gesegnet: 1840 bestieg er
ben Königsthron. Er war mit Elisabeth, Prinzessin von Bayern, vermählt. Kinber
trntte bas königliche Ehepaar mcht; brum würbe bes Königs Bruber, Prinz
Wilhelm, zum Thronfolger bestimmt.
Hnldigung. Als ber König 1840 bie
Hulbigung in ber Stabt Königsberg empfing
unb in bem Schlosse Tausende stauben, erhob
er sich von bem Throne unb rebete mit
kräftiger Stimme: „Ich gelobe hier vor
Gottes Angesicht unb vor biesen lieben
Zeugen allen, baß ich ein gerechter Richter,
ein treuer, sorgfältiger barmherziger Fürst,
ein christlicher König sein will, wie mein
unvergeßlicher Vater es war. Gesegnet sei
sein Anbenken! Ich will Recht uttb Ge¬
rechtigkeit mit Nachbruck üben, ohne Ansehen
ber Person; ich will bas Beste, bas Ge¬
bethen, bie Ehre aller Stäube mit Liebe
umfaffen, pflegen unb förbern — unb ich
bitte Gott um ben Fürstensegen, ber ben
Gesegneten bie Herzen ber Menschen zueignet
unb aus ihm einen Mann nach bem gött¬
lichen Willen macht, — ein Wohlgefallen
ber Guten, ein Schrecken ber Frevler! Gott
Friedrich Wilhelm IV.
segne unser theures Vaterlanb!
Der vereinigte Landtag.
Wohl bes Laubes zu förbern.
Der König war mit Ernst barauf bebacht, bas
_ . Damit er bie Wünsche unb Bitten bes Volkes
erfahre, versammelte er 1847 bie Lanbstänbe bes ganzen Reichs. Man nannte bie
Versammlung ben vereinigten Lanbtag. Lange Zeit waren biefe Männer in
Berathung. Es würben viele Wunsche unb Behauptungen laut. Ueberhaupt war
in bett Jahren vorher burch manche Gegenben eine Unzufriedenheit gegangen. Da
wollte der eine, die Reichen sollten hergeben und ihr Eigenthum mit den Armen
theilen, ein anderer, alles sollte gemeinschaftlich sein, und die Arbeiter sollten auf
Kosten aller unterhalten werden, ein Dritter, jeder im Volke sollte mitregieren,
also auch ein Wort zu sagen und zu befehlen haben.
Daß diese Reden vielen Menschen nach dem Sinne waren, läßt sich leicht
denken. Solche Worte waren schon vor 80 Jahren bei ben Franzosen erklungen
unb hatten zu Aufruhr, Morb unb Brand geführt unb Frankreich in tiefes Elend
gebracht. Unb ehe man es sich versah, begann ber Aufruhr wieber bei ben Fran¬
zosen unb brachte auch uns Unglück.
Die französische Revolution. 1848. Der französische König L ub wig Philipp
hatte schon Jahre lang mit unzufriebenen Leuten in feinem Reiche viel zu
thun gehabt. Die Gährung würbe stärker unb stärker. Plötzlich brach 1848 in
Paris ein Aufruhr los. Das Volk unb ein Theil ber Solbaten schlugen sich