Full text: Die Weltgeschichte in Biographien und Skizzen

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Geschichte des Alterthums. — Die Römer. 
die griechische Sprache, in welcher die Boten Christi das Evangelium verkündeten. 
Große und sichere Handelswege verbanden wie nie zuvor Orient und Occibent, 
und auf denselben gelangte die neue Lehre bald in alle Provinzen des weitläufigen 
Reiches. Nach Spieß u. a. 
48. Einrichtung dev ersten Christengemeinden. 
Erste Gemeinde. Nach dem Tode Jesu verbreiteten die Apostel die Lehre 
ihres Herrn und Meisters weiter. Schon am ersten Pfingfttage wurde die Ge¬ 
meinde zu Jerusalem gegründet, welche die Gütergemeinschaft einführte und nament¬ 
lich anfänglich als Mustergemeinde galt. 
Gemeindeämter. An der Spitze einer jeden Gemeinde standen an der Apostel 
Statt gewählte Ael teste (oder Presbyter). Episkopns (oder Bischof) wurde 
derjenige unter ihnen genannt, welcher ein Uebergewicht über die andern erlangt 
hatte, wie z. B. Jakobus in Jerusalem. Das Amtsgeschäft dieser Presbyter oder 
Episkopen war die Leitung der gesammten Gemeindeverwaltung. Die nächsten 
Beamten waren die Diakonen und Diakonissen (letztere für das weibliche Ge¬ 
schlecht), welche Arme und Kranke versorgten und beim Abendmahle Brod und 
Wein umherreichten. 
Versammlungen. Man hielt oft Versammlungen ab, jedoch anfangs nur in 
Privatwohnungen, wobei Vorlesungen aus dem alten Testamente, später aus aposto¬ 
lischen Briesen, Erklärungen, Vorträge, Gesänge und Gebete abwechselten. Die 
Vorträge konnte jedes dazu befähigte Mitglied der Gemeinde halten. Nur dem 
weiblichen Geschlechte war das Reden und Lehren in der Gemeinde untersagt. Das 
Bundesmahl wurde in manchen Gemeinden öfter, in manchen seltener gefeiert. Zu¬ 
weilen fanden auch Liebesmähler (Agapen) statt, bei denen die Armen auf allge¬ 
meine Kosten mitgespeist wurden. Die armen Glieder der Gemeinde wurden 
überhaupt als christliche Brüder vor Mangel geschützt. 
Festtage. Je nachdem die Gemeinden aus Juden und Heidenchriften be¬ 
standen, zeichneten sie die Festtage aus, die sie früher als Juden oder Heiden ge¬ 
feiert hatten. Die Feier des Sonntags, anstatt früher des Sonnabends (Sabbaths) 
wurde erst später eine allgemeine mit Beziehung auf die Auferstehung Jesu und 
die Ausgießung des heiligen Geistes. 
Zucht. Gute Zucht uud Sitte war eine Zierde dieser Gemeinden; unsittliche 
Mitglieder wurden ausgeschlossen und nnr nach wirklicher Besserung wieder auf¬ 
genommen. Entstanden Streitigkeiten hinsichtlich der Lehre oder gewisser Gebräuche, 
so wurde, so lange die Apostel lebten, deren Entscheidung verlangt, welche diese 
anck entweder persönlich oder durch Briefe ertheilten. 
Die Taufe. Als Zeichen der Aufnahme in die christliche Gemeinde galt die 
Taufe. Diejenigen, welche durch Unterricht in der christlichen Lehre für dieselbe 
vorbereitet wurden, hießen Katechumeueu und waren als solche nur Zuhörer. 
Am Sonntage nach Ostern (Quasimodogeneti) fand die Taufe derselben statt, 
nachdem sie ein Glaubensbekenntniß abgelegt hatten. Nach Jäkel u. o. 
49. Ans dev Zeit der Christennerfolgnngen. 
Christenverfolgungen. Die Christen hatten im römischen Reiche schwere 
Verfolgungen zu erdulden, weil sie sich von den Heiden absonderten und überhaupt 
von der Obrigkeit mit Mißtrauen betrachtet wurden. Man spricht gewöhnlich 
von zehn Christenverfolgungen unter den Kaisern: Nero, Domitian, Trajan, 
Marcus, Aurelius, Septimus Severus, Dezius, Gallus, Valeriau, Aurelian und 
Diokletian. 
Arten der Verfolgungen. Mit welcher Wuth die Juden die Apostel und 
die ersten Christen verfolgten, davon erzählt uns schon die Apostelgeschichte. 
Viel Schrecklicheres noch hatten die ersten Christen aber später von den Heiden 
zu erbulben, so daß ein Schriftsteller ans jener Zeit sagt: „Hätte ich hundert 
Zungen und einen hundertfachen Mund und die stärkste Stimme in der Welt, so 
könnte ich doch nicht alle die Verbrechen beschreiben, welche begangen wurden, 
noch die Martern alle nennen, die der Scharfsinn der Obrigkeit gegen die un¬ 
schuldigen Christen ersonnen hat." — Man schonte keines Standes, keines
	        
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