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5. Er kämpft tapfer, stirbt plötzlich und läßt Deutschland in
der traurigsten Verwirrung zurück. In furchtbarer Weise tobte nun
der Kampf der Welsen und Ghibellinen in Italien und Deutschland. Tief
schmerzte den Kaiser das Unglück seines Lieblingssohnes Enzio, der
geschlagen und zu Bologna in lebenslängliche Haft genommen wurde.
Beinahe wäre er einmal in einem großen Weinfasse aus öer Gefangen¬
schaft befreit worden, aber eine Locke seines schönen Haares hing aus
dem Spundloche und verriet ihn.
In Schlesien bei Liegnitz auf der Walstatt opferte sich Herzog
Heinrich der Fromme mit seinem Heere 1241, um die wilden Mon¬
golenschwärme aufzuhalten.
Ungebrochen trotzte Friedrich allen seinen Feinden, da raffte ihn
1250 der Tod an einer ruhrartigen Krankheit hinweg. Sein tapferer
Sohn Konrad IV. folgte ihm auf dem Throne, starb aber schon 1254.
Sein Gegenkönig Wilhelm von Holland wurde nach zwei Jahren
von den Friesen erschlagen. Hierauf begann das sogenannte Interregnum
oder Zwischenreich.
6. Die heilige Elisabeth, Landgräfin von Thüringen, lebte,
liebte und litt in der Zeit Friedrichs II. Sie war die Tochter des Königs
Andreas von Ungarn. Als vierjähriges Kind wurde sie an den Hof
des kunst- und gesangliebenden Landgrafen Hermann von Thüringen
nach Eisenach gebracht und mit dessen Sohne Ludwig, ihrem Ver¬
lobten, auf der Wartburg erzogen. Als Fürstin fand sie im Wohl¬
thun ihre Lust, in Gebeten und frommen Übungen ihre Herzensfreude.
Sie spann und nähte für die Armen, besuchte und pflegte Kranke und
speiste bei einer Hungersnot täglich 900 Arme. Sich selbst versagte sie
oft das Nötigste. Zum Gebete ließ sie sich auch des Nachts wecken.
Von ihrem strengen Beichtvater Konrad von Marburg, dem Ketzer¬
richter, ließ sie sich oft blutig geißeln. Ihr Gemahl starb auf einen:
Kreuzzuge in Italien. Ihr Schwager Heinrich Raspe verstieß sie mit
ihren Kindern von der Wartburg. Lange irrte sie im bittersten Elende
umher. Endlich fand sie in Marburg eine stille Stätte für ihr gesegnetes
Wirken. Sie starb im Alter von 24 Jahren (1231) und wurde vom
Papste heilig gesprochen. Über ihrem Grabe entstand ein herrlicher Dom.
Fragen: Vergleichung Friedrichs I. und II.! — Welche Umstände brachten
unter Jnnocenz III. das Papsttum zur höchsten Machtentfaltung? — Was machte
den Kampf der Welfen und Ghibellinen so heftig unter Friedrich II.? — Die
Sage von Richard Löwenherz und dem Sänger Blondel! — „Blondels Lied"
von Seidl. „Der Waise" von Waltber v. d. Vogelweide. „König Enzios Tod"
von W. Zimmermann. „Nomadenzug" von Lingg. — Worin war die Kaiserin
Irene (d. i. Friedensgöttin) ein Muster? — „Elisabeths Rosen" v. L. Bechstein.
48. Konradin, der letzte Staufer.
1. Die traurigen Zustände in Deutschland und Italien. Das
Interregnum oder Zwischenreich ist die kaiserlose, die schreckliche Zeit, 1256
in der kein Richter in deutschen Landen war und Gewalt überall vor bis
Recht ging. Einige Wahlfürsten hatten nach dem Tode Wilhelms