Full text: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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äußerlicht, gewann aber durch den Pietismus, d. h. die Herzens¬ 
frömmigkeit, eines Spener neues Leben. Besonders fromme Frauen 
wirkten durch Wort, Beispiel und Briefe für die Ausbreitung dieser 
Bewegung. So die Gräfin Benigna von Solms, die Fürstin 
Christina von Stolberg, die Landgräfin Elisabeth Dorothea von 
Hessen-Darmstadt u. a. 
In der katholischen Kirche entstanden die Orden der Ursuline- 
rinnen und der barmherzigen Schwestern. Erstere erzogen die 
weibliche Jugend und pflegten leiblich und geistig die Kranken und Elenden. 
Letztere verehren in dem edlen Vincent von Paula und in Luise 
de Gras ihre Stifter und stellen ihr ganzes Leben in den Dienst der 
Kranken, Schwachen und Unglücklichen. 
Fragen: Welches sind die großen Verdienste des Prinzen Eugen? — Seit 
wann sprach man von einer Türkenfurcht in Deutschland? — Wodurch gelang die 
Rettung Wiens? — „Die Befreiung Wiens." „Die Sieger" von Vogl. — „Prinz 
Eugen vor Belgrad." — „Prinz Eugen, der edle Ritter" von Freiligrath. — 
„Zriny", Drama von Theodor Körner. 
79. Friedrich I. als erster König von Preußen (1688—1713). 
1. Er erhielt die Einheit des Staates. Friedrich, als Kurfürst 
der dritte seines Namens, folgte 1688 seinem großem Vater. Er hat 
das Verdienst, der von seinen Vätern ererbten Macht den 
gebührenden Namen verschafft zu haben. Sein Körper war 
schwächlich und etwas verwachsen. 
Seine müßigen Anlagen waren durch 
seine Mutter und den ernsten Eber¬ 
hard von Dunkelmann ziemlich 
glücklich entwickelt worden. Er war 
gutherzig und leutselig, zeigte dabei 
aber Hang zu Prunk und Eitelkeit 
und geringe Festigkeit des Charakters. 
Schmeichler gewannen leicht sein Ohr 
und Günstlinge sein Herz. Die in dem 
Testamente seines Vaters angeordnete 
Abtretung größerer Gebietsteile 
an die jüngeren Söhne wußte er 
zu verhindern, indem er seine Stief- 
207. König Friedrich I. brüder durch reiche Entschädigungen an 
Geld und Gütern befriedigte. Den Schwiebuser Kreis, der dem großen Kur¬ 
fürsten von Österreich für seine Ansprüche aus Liegnitz, Brieg und Wohlan 
gegeben worden war, trat er an den Kaiser ab, obwohl er nur durch ein 
hinterlistiges Doppelspiel als Kronprinz zur Verzichtleistung verführt 
worden war. Aber er hoffte durch diese Nachgiebigkeit sich den Kaiser 
geneigt zu machen. Freilich gab er darum die Ansprüche auf Schlesien 
doch nicht auf. 
2. Er räumte Günstlingen zu viel Macht ein. Solange sich 
Friedrich der Führung seines gewissenhaften Erziehers überließ, ging
	        
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