Full text: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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und Möckern. In den beiden ersten schlug Napoleon die tapferen 
Angriffe der Verbündeten zurück, aber Murats rasender Sturm¬ 
angriff mit 9000 Reitern auf die Mitte der Verbündeten mißlang. 
Napoleon hatte schon in Leipzig und den Dörfern die Glocken läuten 
und Siegesboten nach Frankreich abfertigen lassen, — doch zu früh! 
Blücher war nach Mittag erschienen und gleich zum Sturm auf Möckern 
vorgegangen. Dreimal wurde das Dorf gewonnen und verloren; hoch 
aufgehäuft lagen die Leichen; Wunder der Tapferkeit verrichtete das 
Aorksche Korps; endlich war der Sieg entschieden. Die Nacht wurde 
durch Tausende von Wachtfeuern und viele brennende Dörfer erhellt. 
— Am 17., einem Sonntage, ruhten die Waffen. Napoleons Friedens¬ 
vorschläge wurden keiner Antwort gewürdigt. — Am 18. entbrannte der 
Kampf aufs neue, besonders heftig um Probstheida, das Napoleon als 
den Schlüssel seiner Stellung verteidigte. Nach neunstündigem Kampfe war 
ein vollständiger Sieg errungen. Von allen Seiten liefen auf dem Mon¬ 
archenhügel, wo Franz I., Alexander I. und Friedrich Wilhelm III. 
sich befanden, die Siegesbotschaften ein. Da sanken die drei Monarchen 
auf die Kniee und dankten dem Herrn der Heerscharen. Die Nacht brach 
an. Auf einem hölzernen Schemel neben einer zerschossenen Windmühle 
saß Napoleon und diktierte beim Scheine des Wachtfeuers die Befehle 
zum Rückzuge. Nur kurze Zeit fiel er in einen unruhigen Schlummer, 
während dessen ihn seine Generale in düsterem Schweigen umstanden. 
Plötzlich fuhr er auf und starrte sie verwundert an. Eine Granate 
schlug ins Wachtfeuer und verlöschte es. — Am 19. begann der Rückzug 
in der wildesten Hast durch Leipzig. Zu früh flog die Elsterbrücke 
mit entsetzlichem Krachen in die Luft und überlieferte die Flüchtigen 
der Gefangenschaft oder dem Tode durch das Schwert und in den 
Fluten. So ertrank der edle Polenheld, der französische Marschall Fürst 
Poniatowski, in der Elster. Der König von Sachsen wurde als 
Gefangener nach Berlin geschickt. Seine Truppen waren noch während des 
Kampfes zu den Verbündeten übergegangen. Das flüchtige Franzosen¬ 
heer wollte der bayrische General Wrede bei Hanau aufhalten, aber 
Napoleon warf ihn zurück und erreichte glücklich den Rhein. 
6. Die Kämpfe der Verbündeten in Frankreich (1814). „All 1814 
Deutschland in Frankreich hinein!" mahnte Blücher die zögernden Mon¬ 
archen und drang endlich mit seinen Angriffsplänen durch. Schwarzen¬ 
berg zog zwischen Basel und Mannheim dem südöstlichen Frankreich 
zu, und Bülow befreite Holland, während Blücher in der Neujahrs¬ 
nacht 1814 bei Caub über den Mittelrhein ging. Über die Pyrenäen 
kam der Engländer Wellington, der Spanien von den Franzosen be- 1813 
freit hatte. Napoleon hatte neue Heere aufgestellt und drängte Blücher 
bei Brienne zurück, erlitt aber eine Niederlage bei La Rothitzre. 
Die Uneinigkeit, das Zögern der Verbündeten und die Vereinzelung der 
Heeresabteilungen wußte Napoleon trefflich auszunutzen und brachte dem 
vier Heersäulen Blüchers empfindliche Niederlagen bei. Schon prahlte 
er: „Ich bin München näher als Paris!" Nach Blüchers Sieg bei 
Laon warf sich Napoleon in den Rücken der Verbündeten, um sie nach 
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