fullscreen: Geschichte der Neuzeit (Bd. 3)

Deutschland nach den Befreiungskriegen. 145 
vorzubereiten. In diesem Sinne war von Studierenden der Uni- 
versität zu Jena 1815 die allgemeine deutsche Burschenschast Burschenschaft. 
gegründet worden./ Die Vereinigung, die sich über ganz Deutschland 
ausbreiten sollte uu5 vorzüglich diejenigen Tugenden zu Pflegen strebte, 
die Fichte in den Zeiten der Fremdherrschaft der Nation ans Herz 
gelegt hatte, machte im Gegensatze zu dem rohen Treiben, das in den 
früheren Universitätsverbindungen geherrscht hatte, ihren Mitgliedern 
ernste geistige Arbeit und strenge Sittlichkeit wie die 
Pflege nationaler Gesinnung zur Pflicht) Sie erweckte jedoch 
bald den Argwohn des Fürsten Metternich, der seit 1809 den Metternich. 
österreichischen Staat leitete. Da sein System lediglich darauf hinaus 
lief, das Bestehende ohne Rücksicht auf seine Mängel zu erhalten, 
suchte er jede selbständige Regung in der Bevölkerung 
zu unterdrückeu.,^Für sein System wußte er auch die Staats- 
männer des autokratisch regierten russischen Reiches zu gewinnen. 
So geriet das politisch zersplitterte Deutschland durch Metternich mehr 
und mehr unter den Einfluß Rußlands. Der in Weimar 
lebende russische Staatsrat Kotzebue bekämpfte nicht nur in 
seiner „po lit ischeu Wochenschrift" die nationalen Bestrebungen 
der deutschen Jugend, sondern sandte sogar dem Zaren gegen Be- 
Zahlung Stimmungsberichte aus Deutschland; einer derselben 
fiel dem freisinnigen Geschichtsprofessor Luden in Jena in die 
Hände, der ihn veröffentlichte.^) Als die Burschenschaft am 
18. Oktober 1817 auf der Wartburg bei Eifenach ein großes Wartburgfest 
Fest beging, übergaben einige Studenten ohne Vorwissen des Fest- 1817. 
ausschusses eine Anzahl Bücher deutschfeindlicher oder rück- 
schriftlicher Schriftsteller feierlich den Flammen. Das Wart- 
bnrgsest war für Metternich ein willkommener Anlaß, um ein 
System polizeilicher Beaufsichtigung der Universitäten einzuleiten, ..Polizeiliche 
dessen Anfang darin bestand, daß man den Großherzog Karl August Überwachung 
von Sachsen-Weimar nötigte, die Preßfreiheit zu beschränken der Nmversi- 
und über die an jenem Feste beteiligten Professoren eine Unter- 
suchung zu verhängen, bei der sich jedoch nichts Revolutionäres 
ermitteln ließ. Im folgenden Jahre 1818 hielten die Monarchen 
der hl. Allianz einen Kongreß zu Aachen; daselbst überreichte der Kongreß zu 
Rumäne Alexander Sturdza als russischer Staatsrat eine Denk- Aachen 1818. 
schrist, in welcher erden deutschen Nationalcharakter und 
besonders diedeutscheStudeuteuschaft als revolutionär gesinnt 
verdächtigte. Als darauf der Kongreß über Maßregeln zur Aus- 
rottung dieses vermeintlichen Umsturzgeistes beriet, glaubte der 
jugendliche Schwärmer Saud die Burschenschaft wie das Vaterland 
rächen zu sollen und ermordete Kotzebue 1819 in Mannheim, Ermordung 
wofür er daselbst enthauptet wurde. Diese blutige Th'at eines Kotzebues 
einzelnen Fanatikers, der keine Mitwisser hatte, schien den gegen die 1819, 
Studentenschaft erhobenen Klagen recht zu geben. Metternich ließ 
Stöckel, Neuzeit. 6. Auflage.
	        
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