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gemauert. Ihr Verlobter Hämon, Kreons Sohn, tötete sich auf ihrem
Grabe. Nach zehn Jahren erneuerten die Söhne der Gefallenen, die
Epigonen, die Belagerung und nahmen Theben ein.
Fragen: Was bedeuten die Ausdrücke „Herkules am Scheidewege, Hydra,
Augiasstall, Nessushemd, Prokrustesbett, Faden der Ariadne, Medusenblick"?
Vergleiche Simson mit Herkules! Was bedeuten die Thaten des Herkules?
8. Zwei gemeinsame Hel-ensahrten.
I. Der Krgonauterrzug.
1. Woher das goldene Vließ stammte. Phrixus und Helle,
zwei böotische Königskinder, flohen vor ihrer bösen Stiefmutter Ino
auf einem Widder, der ein goldenes Vließ (Fell) hatte und fliegen konnte,
über das Meer. Helle ertrank im Hellespont; Phrixus kam glücklich
nach Kolchis am Schwarzen Meere, opferte den Widder dem Zeus und
schenkte das Fell dem Könige Ätzt es, der es in einem Haine durch
einen Drachen und feuerschnanbende Stiere bewachen ließ.
2. Wie Jason es gewann. Jason, ein Königssohn zu Jolkos
in Thessalien, sollte den Thron nur dann besteigen, wenn er das goldene
Vließ hole. Fünfzig Helden, darunter Herakles, Theseus, die Zwillinge
Kastor und Pollux und der berühmte Sänger Orpheus,*) schifften sich auf
der Argo ein und landeten nach vielen Gefahren in Kolchis. König
Ätztes versprach Jason das Vließ, wenn es diesem gelänge, mit den
feuerspeienden Tieren einen Felsacker zu pflügen und die aus den gesäeten
Drachenzähnen aufwachsenden Riesen zu besiegen. Des Königs Tochter
Medea half Jason durch ihre Zauberkünste. Gegen den Flammenhauch
der Stiere schützte ihn eine Salbe. Unter die Riesen warf er einen
Stein, über den sie in Streit gerieten und sich selbst zerfleischten. Dann
erschlug er den von Medea eingeschläferten Drachen, nahm das Vließ
und entfloh mit Medea. Als Ätztes sie verfolgte, zerstückelte Medea
ihren mitgenommenen Bruder Absyrtus und streute die Stücke ans Ufer.
Nun ließ der schmerzerfüllte Vater von der Verfolgung ab, um die Reste
seines Kindes zu sammeln und zu begraben. Jason erhielt sein König¬
reich, fand aber kein Glück in der Ehe mit Medea.
II. Z)er trojanische Krieg.
1. Die Ursache des Krieges. An der Westküste Kleinasiens lag
Troja oder Jlium mit der Burg Pergamum. Paris, der Sohn des
*) Orpheus wußte so bezaubernd zu singen und zu spielen, daß die wilden
Tiere sich zu seinen Füßen legten und lauschten, ja Bäume und Felsen sich be¬
wegten. Innig liebte er seine Gattin Eurydice. Als sie starb, war sein Schmerz
und seine Klage herzzerreißend. Er folgte ihr in die Unterwelt und überwältigte
auch die Schatten mit dem Zauber seiner Töne. Der finstere Herrscher der Unter¬
welt versprach ihm die Gattin zurückzugeben, wenn er sich auf dem Wege nach
der Oberwelt nicht umsehen würde. Doch nahe an der Pforte konnte er der
Lehnsucht nicht widerstehen, er sah sich um, erblickte die geliebte Gattin, aber
auf immer verschwand sie. Die Mänaden, trunkene Begleiterinnen des Wein¬
gottes Bacchus, sollen ihn später zerrissen haben.