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auf der Spitze meines Schwertes. Dem Tapfern gehört die Welt!"
Ms sich die römischen Gesandten gegen das Völkerrecht an einem Kampfe
gegen die Gallier beteiligten, zog Brennus racheschnaubend gegen Rom,
siegte an der Allia, ruckte in Rom ein, erschlug 80 greise Sena¬
toren, die auf dem Forum in Amtstracht auf elfenbeinernen Stühlen
schweigend den Tod erwarteten, brannte die Stadt nieder und belagerte
das feste Kapitol. Nur die Wachsamkeit der Juno-Gänse und die Tapfer¬
keit des Manlius retteten es bei einem nächtlichen Überfalle. Der Ab¬
zug des Brennus mußte nach 7 Monaten mit 1000 Pfund Gold er¬
kauft werden, wobei er noch sein Schwert in die Wagschale warf mit
den Worten: „Wehe den Besiegten!" Der herbeieilende Camillus soll
den Galliern noch eine Niederlage beigebracht haben. Weil er gegen
das Auswanderungsgelüst des Volkes den Aufbau Roms an der alten,
ruhmgeweihten Stätte durchsetzte, nannte man ihn den zweiten Gründer
Roms. Manlius aber nahm sich der armen, von neuem gedrückten
Plebejer an. Dadurch zog er sich den Haß der Patricier zu. Sie klagten
ihn an, er strebe nach der königlichen Herrschaft, und verurteilten ihn
zum Tode. Er wurde von demselben Felsen gestürzt, wo seine Tapfer¬
keit das Capitol gerettet hatte.
3. Wie Marcus Curtius sich opferte. Ein Beispiel von echt
römischem Heldenmute gab Marcus Curtius. Er stürzte sich —
der Sage nach — in vollem Waffenschmuck auf seinem Rosse in
einen Schlund, der sich plötzlich auf dem Forum geöffnet hatte, und von
dem die Priester behaupteten, daß er sich nur schließen würde, wenn Rom
sein „bestes Gut" hineinwürfe. „Was hat Rom Besseres als Waffen
und Heldenmut!" hatte Marcus Curtius gerufen und war in den schauer¬
lichen Abgrund gesprengt, der sich über ihm schloß.
4. Wie Heldenmut und Selbstzucht Rom groß machten. Auch
die Völker Mittelitaliens, die Samniter und Latiner, wurden in
50 jährigen Kämpfen von den Römern überwältigt. Unvergleichliche
Thaten der Tapferkeit und Vaterlandsliebe verrichteten die Römer in
diesen Kriegen. Decius Mus, Vater und Sohn, opferten sich in der
Schlacht, als der Sieg zweifelhaft schien. Ihr Heldentod begeisterte die
Krieger und führte sie zum Siege. Ein Feldherr ließ den eigenen Sohn
wegen Ungehorsams hinrichten. Ein siegreicher Reitergeneral wurde zum
Tode verurteilt, weil er dem Diktator nicht gehorcht hatte. Nur die
demütigen Bitten des Heeres retteten ihn.
Streng war die Erziehung der Mädchen im alten Rom.
Unter den Augen ihrer Mütter lernten sie spinnen und weben, sticken
und malen, singen und spielen. Im Tanzunterricht sollten sie Anmut
der Bewegung lernen. Alte Grabschriften rühmten den „Fleiß in Woll-
arbeiten", die „artige Rede" und den „edlen Gang". In den Schulen
wurden in späterer Zeit griechische und römische Dichter gelesen und die
Ruten nicht geschont. An Götterfesten und bei feierlichen Begräbnissen
gingen edle Jungfrauen singend voran. —
5. Wie Pyrrhus Rom in Gefahr brachte. In Unteritalien
war Tarent die wichtigste Stadt. Sie nahm mehrere römische Schiffe