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nicht bloß Geschichtskenntnis erlangen, nein er soll auch ein Verständnis
für die Thatsachen bekommen, soll erkennen lernen, wie notwendig das
eine Ereignis das andere bedingt hat, er soll das „Warum" und „Weil"
bei allen Ereignissen aufsuchen und verstehen lernen; darum muß er
eingeführt werden in den kausalen Zusammenhang der Ereignisse. Und
darin besteht eben der Pragmatismus, den wir für den Geschichtsunterricht
iit der Volksschule fordern.
Wird der kausale Zusammenhang schon durch deu von uns auf-
gestellten Gang nach Höhepunkten dem Schüler klar, so erscheint es uns
doch unumgänglich notwendig, ihn weiter einzuführen in die Bedeutung
der einzelnen Ereignisse und Zustände an sich und für das Ganze. Dazu
eignet sich nun unserer Ansicht nach in ganz vortrefflicher Weise der
2. Teil des Lernprozesses: der Abstraktionsprozeß. Es sei uns darum
noch gestattet, in Kürze darzulegen, wie wir uns die Ausgestaltung des-
selben denken.
Wie hat sich der Apperzeptionsprozeß im Geschichtsnn-
terricht zu gestalten?
Die rechte Beantwortung dieser Frage bedingt ein Zweifaches: zum
ersten müssen wir uns die Aufgabe, welche dem Abstraktiousprozeß zu-
fällt, nochmals vergegenwärtigen, und zum andern müssen wir unser
Augenmerk richten auf das Wesen des zu bearbeitenden Stoffgebietes:
der Geschichte.
Ziller sagt in seiner „Allgent. Päd.": „Das Allgemeingültige und
Notwendige muß aus dem konkreten Inhalte der Synthese so ausgesondert
werden, daß es doch fort und fort mit ihm zusammenhängt, so, daß es
auf die Einzelvorstellungen jenes Inhaltes immer wieder einwirken und
damit Verbindungen eingehen kann, und umgekehrt so, daß die Einzel-
Vorstellungen unter ihnen jederzeit sich zu ihm erheben lassen und dadurch
Bestimmungen von einem allgemeingiltigen und notwendigen Werte
annehmen können."
Das ist die allgemeine Aufgabe des Abstraktionsprvzesses: die in
der Kindesseele schon vorhandenen psychischen Begriffe zu klären, zu ver-
bessern und sie den logischen Begriffen — als den Idealen — anzunähern.
Dabei ist zu beachten, daß die inneren Beziehungen, welche zwischen An-
schauung und Begriff vorhanden sind, nicht verloren gehen, sondern daß
zwischen beiden eine stete Wechselwirkung möglich ist, oder wie Ziller sagt,
„daß für das Ausgesonderte der Zusammenhang mit dem, woraus es
hervorgehoben ist, gewahrt wird". Soll dies geschehen, so hat die Stufe
der Assoziation die Aufgabe, „den Abstraktionsprozeß bei dem synthetisch
Neuen der zweiten Stufe und bei dem in älteren Gedankenkreisen Ent¬
haltenen, das damit in Verbindung steht, zustande zu briugeu". Es ist
dies also nichts anderes als eine Verknüpfung, die sich von den Ber-