Full text: [Teil 1] (Teil 1 = Mittelstufe)

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10. Des Kaisers Persönlichkeit. Leine pflichttreue. 
Kaiser Wilhelm II. ist mittelgroß und kräftig gebaut. Er hat blonde 
Haare und blaue Augen. Sein Gesichtsausdruck ist ernst, seine Rede klar 
und bestimmt. 
Er zeichnet sich aus durch großen Eifer und treue Pflichterfüllung. 
Von Jugend auf hat er die Gewohnheit, des Morgens sehr früh auf- 
zustehen. Den ganzen Tag widmet er der Arbeit. Er besichtigt die 
Truppen, hört die Vorträge der Minister an, empfängt die Bittsteller 
und beantwortet die eingegangenen Schriftstücke. 
Zur Erholung verweilt er gern in seiner Familie, oder er macht einen 
Spazierritt. Zuweilen begibt er sich auch einige Tage auf die Jagd. 
Aus dem Leben unseres Kaisers. 
11. Gutmütigkeit gegen die Kinder. 
Am Tage vor Weihnachten ging einst Prinz Wilhelm, unser jetziger 
Kaiser, durch die Straßen der Stadt Potsdam. Da sah er zwei Knaben 
vor einem Schaufenster stehen, welche die ausgestellten Sachen betrachteten. 
Der Prinz fragte sie: „Nun, was gefällt euch denn am besten?" „Das 
schöne Schiff dort," rief der ältere Knabe; „aber unser Vater ist nicht 
so reich, daß er uns so etwas Schönes kaufen könnte." Der Prinz ging 
in den Laden, kaufte das Schiff und übergab es den beiden Knaben als 
Weihnachtsgeschenk. Voll Jubel eilten die Knaben nach Hause. Erst später 
erfuhren sie, wer der freundliche Geber gewesen war. 257. 
12. Mitleid gegen die JUmtn. 
Kaiser Wilhelm ü. fuhr einst im Schlitten spazieren. Neben ihm 
saß ein hoher Offizier. Es war ein sehr kalter Wintertag. Da erblickte 
der Kaiser auf der Straße einen Leiermann, der vor Frost zitterte. Mit¬ 
leidig sah er auf den Armen, ließ den Schlitten halten und sprach zu 
seinem Begleiter: „Geben Sie doch dem armen Manne ein Geldgeschenk." 
Der Offizier zog seine Börse hervor und sagte: „Majestät, ich habe leider kein 
kleines Geld." „So geben Sie ihm nur großes," sprach der Kaiser, „dann 
braucht der arme Mann nicht mehr im Frost zu stehen." Da gab ihm der 
Offizier ein Goldstück. Während der Schlitten des Kaisers davonfuhr, schaute 
der arme Leiermann auf das empfangene Geschenk und weinte vor Freude. 
13. Sorgt für Witwen und Waisen. 
Vor einiger Zeit starb in der Stadt Essen ein Arbeiter, der seit dem 
letzten Kriege stets krank gewesen war. Er hinterließ eine Frau und drei 
kleine Kinder in größter Armut. Die Witwe bat unsern Kaiser um Hilfe 
in ihrer Not. Der Kaiser erhörte die Bitte der armen Frau. Er schenkte 
ihr sogleich 120 Mark und läßt ihr jeden Monat eine Unterstützung von 
27 Mark auszahlen. So sorgt unser Kaiser für die Witwen und Waisen 
der Arbeiter und zeigt durch die Tat, daß er ein Freund der Arbeiter ist.
	        
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