Vierte Periode. Der Verfall der Lehensmonarchie u. d. päpstl. Kirche. 127
veneticmischen Gebietes; auch Maximilian, dem die Venetianer
den Durchzug zur Kaiserkrönung verweigert hatten und der sich
deshalb „Erwählter römischer Kaiser" nannte, trat bei. Aber
nach dem Siege der Franzosen bei Agnadello glückte es der
Republik den Bund zu trennen und mit dem Papst, Ferdinand,
dem Kaiser und Heinrich VIII. von England die heilige Ligue [löii
zur Vertreibung der Franzosen aus Italien zu schließen. Trotz
Gaston de Foix' Sieg bei Ravenna und trotz der Tapfer- [1512
keit Bayards, des „Ritters ohne Furcht und Tadel", mußten die
Franzosen es räumen, im nördlichen Frankreich wurden sie bei
Guinegate von Maximilian und Heinrich VIII. geschlagen und [1513
erst Ludwigs XII. Nachfolger, der ritterliche Franz I, stellte
durch seinen Sieg über die Schweizer bei Mariguano seine 11515
Herrschaft über Mailand wieder her und brachte Genua unter
französischen Schutz, den jedoch 1528 der Seeheld AndreasDoria
wieder abwarf. Waren somit auch diese Unternehmungen der Franzosen
im wesentlichen vergeblich gewesen, so wurde dafür der Einfluß, den
infolge dieser Kriege die italienische Kultur aus die Franzosen gewann,
um so wichtiger.
§ 73. Die Erfindungen, Humanismus und Renaissance.
Eine Reihe höchst wichtiger Erfindungen und Entdeckungen löste im
Laufe des 15. Jahrhunderts den menschlichen Geist von den An¬
schauungen, welche das Mittelalter beherrscht hatten, gestaltete die
Verhältnisse der Staaten und der bürgerlichen Gesellschaft um und
hals dadurch den Übergang zu einer neuen Zeit vollziehen. Die
Erfindung des Schießpulvers, angeblich durch den Mönch Berthold
Schwarz zu Freiburg i. Br., und des Feuergewehrs, welches [um 1350
zuerst im englisch-französischen Kriege in Anwendung kam, brachte
eine neue Art der Kriegführung aus, welche die geharnischten Reiter¬
heere durch Söldner zu Fuß ersetzte, durch die größere Kostspielig¬
keit des Kriegs dem Fehdewesen ein Ende machte und dem Lehensadel
zugleich mit seiner militärischen auch seine politische Bedeutung
raubte. Die zweite große Erfindung, die des Drucks mit beweglichen
Lettern, die Johann Gutenberg zu Mainz in Verbindung [umi440
mit Johann Fust und Peter Schösser machte und die, anfangs
geheimgehalten, sich seit der Eroberung von Mainz in der Fehde
zwischen Erzbischof Dieter und Adolf von Nassau rasch verbreitete, [1462
schuf ein Mittel leichter Gedankenmitteilung, wie dessen die mächtige,
von Italien ausgehende Bewegung der Geister bedurfte, welche
durch die Wiederbelebung der dem spätern Mittelalter säst abhanden-