236 Drittes Hauptstück. Die neue Zeit.
Haltung der gesetzlichen Ordnung und Ruhe" stellten die Landstände
unter Aussicht des Bundestages, beschränkten Preßfreiheit und
1834] Vereinsrecht und die Ministerkonferenzen zu W i e n fügten weitere
Einschränkungen der ständischen Befugnisse hinzu. Polizeiwillkür
und Verfolgungssucht nahmen überhand. Als dagegen der nach
Wilhelms IV. von England Tode aus den hannoverschen Thron
1837] gelangte Herzog Ernst August von Cumberlaud, um zur
Bezahlung seiner englischen Gläubiger die reichen Domänen des
Landes in seine Hände zu bekommen, das Staatsgrundgesetz von
1833 umstieß, erklärte sich aus erhobene Beschwerde der Bundestag
für inkompetent zur Einmischung, der schnöde Rechtsbruch trium¬
phierte und die sieben Göttinger Professoren, welche den geforderten
Eid verweigert hatten, blieben entsetzt und verwiesen; Vorgänge,
die den Bundestag allgemein zum Gegenstand des Hasses und der
Verachtung machten und auch das Vertrauen zu den Einzel¬
regierungen schädigten.
In Preußen wurde das Ende der langen Regierung Friedrich
Wilhelms HI. noch durch Wirren der katholischen Kirche getrübt.
Die Verhältnisse derselben waren nur in Baiern durch ein Con-
1817] corbat, in Preußen und der oberrheinischen Kirchenprovinz durch
Circumscriptiousbullen geordnet worden; freigebig hatte Friedrich
Wilhelm III. für ihre Ausstattung gesorgt. Allein jede Gewährung
steigerte nur ihre Ansprüche, seitdem der Einfluß der Jesuiten die
milde und versöhnliche Richtung eines Wessenberg (Bistums¬
verwesers in Konstanz) und eines Hermes, Professors in Bonn,
dessen philosophisches System von der Curie förmlich verdammt
wurde, immer mehr überflügelte und I. Görres sie zum Kamps
gegen den Protestantismus anfeuerte. Die hierarchischen Anmaßungen
des Erzbischofs von Köln, Clemens Droste zu Vischering, dessen
Beispiel der Erzbischof Dunin von Posen nachahmte, namentlich
ihre Weigerung, sich dem Gesetz über die gemischten Ehen zu fügen,
veranlaßten die preußische Regierung, beide verhaften und auf die
Festung bringen zu lassen.
Mit großen Erwartungen begrüßte das deutsche Volk, ja ganz
1840-61] Deutschland die Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV.
in demselben Zeitpunkte, wo Thiers' Rheingelüste das deutsche
Nationalgefühl heftig anregten. Aber die Hoffnungen aus Erteilung
der einst versprochenen Verfassung blieben unerfüllt, die Berufung
1847] des Vereinigten Landtags versammelte zwar zum erstenmale
die Abgeordneten aller Provinzen der Monarchie um den Thron,