das Christentum verbreitet, im Innern Deutschlands aber
dauerte es noch längere Zeit, bis das Licht des Evange¬
liums das Heidentum besiegte. Über das Meer her, aus
Irland und England kamen die Glaubensboten, welche hier
den christlichen Glauben verkündeten. Sie zogen unter
mancherlei Mühseligkeiten und Gefahren durch die dunkeln
Wälder, verkündeten den rohen Volksstämmen die Lehre von
Christo dem Heilande und legten in der Wildnis Klöster
an, damit in ihnen das christliche Leben feste Stätten habe,
von denen aus es immer weiter dringe. Der thätigste unter
allen diesen Männern war der englische Mönch Winfried,
der um seiues wohlthätigen Wirkens willen den Namen Boni-
facius (d.i. Wohlthäter) erhalten hat. Mit Recht wird
er als der eigentliche Apostel der Deutschen gepriesen.
2. Bonifacius fällt die Donnereiche. — Er
kam nach Deutschland zur Zeit des Hausmeiers Karl
Märtel. Zuerst wirkte er unter dem wilden Friesenvolke
in Holland; dann ging er nach Hessen und Thüringen,
lehrte und predigte und taufte viele Tausende. Voll kühnen
Glaubensmutes zertrümmerte er die Altäre der heidnischen
Götter und fällte die heiligen Bäume, unter denen das Volk
ihnen Opfer darbrachte. Bei dem Dorfe Geismar im
Hessenlande stand eine uralte, wunderbar große Eiche,
die war dem Donnergotte geheiligt und galt für unverletz¬
lich. Bonifacius aber ergriff selbst die Axt uud half seinen
Begleitern den Baum fällen. Erschrocken standen die Heiden
umher und meinten, der Zorn ihres Gottes werde alsbald
Feuer auf den Verwegenen herabschleudern. Aber siehe, die
Eiche stürzte krachend nieder, und Bonifacius blieb unver¬
letzt. Da erkannte das Volk die Ohnmacht seiner Götzen,
sagte sich von ihnen los und nahm willig die Taufe an.
3. Bonifacius oberster Bischof in Deutsch¬
land. — Das Werk der Bekehrung gewann immer größere
Ausdehnung. Eine Menge von Gehilfen sammelte sich um
Bonifacius, die ihn in seiner Arbeit unterstützten. Keine
Beschwerde, keine Gefahr konnte seine Wirksamkeit hemmen.
„Laßt uns," sagte er, „für den Herrn streiten und, so es
Gott gefällt, sterben für unsern Glauben! Laßt uns eifrige
und wachsame Hirten sein und allen Menschen predigen, so