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land litt unter seiner Zerstörungswut; das Reich der Burgunder am Rhein
zertrümmerte er; die aus den römischen Lagern hervorgegangenen Städte
sanken in Schutt und Asche. In Gallien stellten sich ihm bei Chalons an
der Marne im Jahre 451 die Römer unter dem Feldherrn Aetius und
die Westgoten unter ihrem Könige Theoderich entgegen. Theoderich fiel,
aber Attila ward überwunden und mußte nach Ungarn zurückkehren. Im
nächsten Jahre fiel er in Oberitalien ein, verwüstete es und zerstörte die
Stadt Aquileja, deren flüchtende Bewohner dann auf den Lagunen des
Adriatischen Meeres Venedig gründeten. Attila kehrte nach Ungarn zurück
und starb im folgenden Jahre. Nach seinem Tode verfiel das Hunnenreich,
und die unterjochten Germanen machten sich wieder frei.
4. Die Veränderungen infolge der Völkerwanderung. Als die Hunnen
in Europa erschienen, wohnten die Goten im heutigen Südrußland.
Sie unterschieden sich in Oft- und Westgoten. Die Hunnen unterwarfen
die heidnischen Ostgoten. Die christlichen Westgoten aber überschritten
die Donau und ließen sich mit der Erlaubnis des römischen Kaisers am
rechten Ufer der Donau nieder. Da sie von den römischen Beamten arg
bedrückt wurden und Hunger litten, griffen sie zu den Waffen und besiegten
378 bei Adrianopel den Kaiser Valens, der auf der Flucht in einer brennen¬
den Bauernhütte das Leben verlor. Dessen Nachfolger Theodosius schloß
Frieden mit ihnen. Kurz vor seinem Tode teilte er das Reich in das ost¬
römische Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel und in das weströmische
Reich mit der Hauptstadt Rom. Die Westgoten erhielten in Alarich
einen kriegslustigen König. Nachdem er Griechenland erobert und geplündert
hatte, drang er in Oberitalien ein, ward jedoch von dem weströmischen
Feldherrn Stilichos besiegt. Nach Stilichos Ermordung erschien Alarich
wieder und plünderte Rom. Er wollte nach Sizilien und Afrika, starb
aber plötzlich in Unteritalien 410 n. Chr. und ward im Busento begraben.
Die Westgoten zogen nun nach Gallien und gründeten dort ein Reich mit
der Hauptstadt Toulouse. Später eroberten sie sogar noch Spanien.
Die Wandalen saßen anfänglich zwischen Oder und Elbe. Sie zogen
durch Gallien nach Spanien, wo sie sich in Andalusien, d. h. Wandalusien,
niederließen; von hier setzten sie 429 nach Nordafrika über und gründeten
dort ein Reich mit der Hauptstadt Karthago. Ihr König Geiserich plünderte
Rom. Nach etwa hundertjährigem Bestehen ward es 534 von Belisar, dem
Feldherrn des oströmischen Kaisers Justinian, zertrümmert.
Die Angeln und Sachsen wohnten in Jütland und Schleswig-Holstein,
fetzten aber 449 unter Hengist und Horsa nach Britannien über und gründeten dort
sieben Königreiche. Von den Angeln erhielt Britannien den Namen „Angelland",
woraus später die Bezeichnung „England" hervorgegangen ist.
Die Heruler und Rugier, die an der Ostseeküste und besonders auf Rügen
saßen, verließen ebenfalls ihre Wohnsitze und zogen nach Italien. Ihr Feldherr
Odoaker setzte 476 den letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus ab und
machte sich zum Könige von Italien. Nach einiger Zeit erschienen die Ostgoten
unter ihrem Könige Theoderich dem Großen. Dieser besiegte den Odoaker, regierte
zuerst gemeinschaftlich mit ihm, ließ ihn aber dann meuchlings ermorden, um die
Alleinherrschaft über Italien zu erlangen. Sein Reich umfaßte außerdem fast das
ganze Alpengebiet; Ravenna war die Hauptstadt. Das ostgotische Reich ward 553
von Justinians tapferem Feldherrn Belisar und Narses erobert.
Kurz nach dem Untergange der Ostgoten fielen die Langobarden im