Full text: Zeit- und Lebensbilder aus der alten Geschichte

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der sich um die Befreiung Griechenlands die größten Verdienste erworben 
hatte, erntete leider gleich Miltiades den Undank seiner Mitbürger. Da 
die Athener fürchteten, er möchte sich zum Alleinherrscher emporschwingen, 
ward er durch das Scherbengericht verbannt und mußte beim Perserkönige 
Zuflucht suchen. Fern von seinem Vaterlande starb er in der Verbannung. 
unb ba& goldene JteifctCfer. 
1. Perikles. Obgleich Perikles aus vornehmem Geschlechte stammte, 
hielt er es doch mit dem Volke und verschaffte ihm noch mehr Rechte. So 
verdrängte er die Reichen mehr und mehr aus den hohen Ämtern und 
herrschte durch das Volk fast unumschränkt. Seine Beredsamkeit war hin¬ 
reißend. Als er einst eine Leichenrede zu Ehren der Gefallenen hielt, 
wurde er von den Müttern derselben beim Herabsteigen von der Redner¬ 
bühne umarmt und bekränzt. Das Volk sagte, er trage Blitz und Donner 
auf seiner Zunge. Doch suchte er nicht bloß seinen Vorteil, sondern vor 
allem Athens Macht und Glanz zu mehren. Athens Flotten, welche er 
unablässig vermehrte, beherrschten das Meer, und viele Inseln und Städte 
gehorchten seinem Worte. 
2. Athens Blütezeit. Unter der umsichtigen Leitung des Perikles 
wurde Athen das Herz des Körpers, die Mutterstadt aller griechischen 
Kunst und Wissenschaft. Der Piräus wurde befestigt und durch eine lange 
Mauer mit der Stadt verbunden. Die Tempel, Theater, Gymnasien und 
andere öffentliche Gebäude wurden in solcher Pracht errichtet, daß Athen 
alle Städte überstrahlte. Die Baukunst und die Bildhauerei erlebten jetzt 
ihre höchste Blütezeit. Noch heute gelten diese Meisterwerke als musterhaft 
und bewundernswert. Die vollendetsten Kunstwerke zierten die Burg (Akropolis), 
zu der man durch ein hohes Säulenthor von schneeweißem Marmor mit 
5 Durchgängen gelangte. Im Burghofe stand das prachtvolle Parthenon, 
der Tempel der Athene, der Schutzgöttin der Stadt. Ihre 12 m hohe 
Bildsäule war von Phidias ans Elfenbein und Gold hergestellt worden. 
Ein aus Erz gegossenes anderes Riesenstandbild der Göttin leuchtete mit dem 
erhobenen Schilde und der geschwungenen Lanze von der Burgbergspitze 
den Schiffern schon 40 km weit auf dem Meere entgegen. Phidias schmückte 
auch Olympia mit einer großartigen Zeusbildsäule, welche aus Gold und 
Elfenbein gearbeitet war und auf einem Throne von Zedernholz saß. Ebenso 
berühmt war die Malerei und die Schauspieldichtkunst. Die Griechen 
schufen die ersten Schauspiele in vollendeter Form. Die Theater bildeten 
einen Halbkreis und waren oben offen. Alle Rollen wurden von Männern 
gespielt, welche Masken trugen und auf hohen Schuhen gingen. Eifrig 
pflegte man auch die Wissenschaften. Tüchtige Männer schrieben die ersten 
Geschichtswerke, erforschten die Gesetze der Raumlehre und Rechenkunst, 
sowie die Lehren der Weltweisheit. Unter ihnen ist namentlich Sokrates 
am berühmtesten. Einfach nnd schlicht war er in seinem ganzen Wesen. 
„Nichts bedürfen ist göttlich; wer am wenigsten bedarf, ist der Gottheit 
am nächsten." Doch verurteilte er alle Nachlässigkeit und Unsauberkeit. 
Zu einem Schüler, der im zerrissenen Mantel einherging, sagte er: „Durch
	        
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