— 27 —
Gallien niederzulegen. Mit den Worten: „Der Würfel ist gefallen!" über¬
schritt er jedoch den Grenzfluß Rubicon, um Pompejus zu bekämpfen. Zwar
hatte dieser vorher geprahlt, mit seinem Fuße Legionen aus der Erde stampfen
zu können, doch mußte er jetzt samt seinem Anhange nach Griechenland flüchten.
Cäsar unterwarf sich zuerst Italien und Spanien und setzte daun nach Grie¬
chenland über. Bei der Überfahrt erhob sich ein furchtbarer Sturm. Den
verzagenden Schiffer aber ermutigte er durch das stolze Wort: „Du trägst den
Cäsar und sein Glück!" Bei Pharsalus in Thessalien kam es 48 v. Chr. zur
Entscheidungsschlacht. Pompejus ward überwunden und floh nach Ägypten,
wo er aber bei seiner Landung ermordet wurde. Cäsar unterwarf sich nun
rasch Asien und Ägypten: „Ich kam, sah und siegte!" schrieb er kurz dem
Senate. Als Herr und Gebieter kehrte er nun nach Rom zurück.
4. Cäsars Alleinherrschaft und jähes Ende. Vom Senat wurde er
mit Ehren überhäuft, als Vater des Vaterlandes gepriesen, zum Diktator
auf Lebenszeit und Imperator (d. h. Herrscher) ernannt. Sein Standbild
setzte man neben die 7 Könige und nannte seinen Geburtsmonat ihm zu
Ehren Julius. Er trug einen Purpurmantel und ließ Münzen mit seinem
Bilde prägen. Überall thronte er auf goldnem Stuhle, während bei festlichen
Aufzügen sein Bild samt den Götterbildern auf einem Prachtwagen voran¬
geführt wurde. So besaß er die Königsgewalt. Er verbesserte den Kalender,
der nach ihm der julianische genannt wurde, und gab viele andere Gesetze.
So herrschte er unumschränkt, so daß mit Recht von seinem Namen das
Wort „Kaiser" abgeleitet wurde. Aber weitn er auch seine Herrschaft zum
Segen des Volkes führte und z. B. dem Wucher und dem übermäßigen
Aufwande steuerte, so zettelten doch seine Gegner eine Verschwörung an.
Auch Brutus, sein Liebling, ward von ihnen gewonnen: „Brutus, schläfst
du?" Während einer Senatssitzung stürzten sie mit ihren Dolchen auf ihn
zu. Als er auch seinen Günstling unter den Mördern erblickte, seufzte er:
„Auch du, mein Sohn Brutus?" Entseelt sank er neben der Bildsäule
des Pompejus nieder, während die Senatoren entsetzt auseinander stoben.
So endete Cäsar, der erste Imperator Roms, im Jahre 44 vor Christi Geburt.
Kaiser Augustus.
1. Stur; der Republik. Der Senat stellte sich anfangs auf die Seite
von Cäsars Feinden. Aber Cäsars junger und schlauer Enkel Oktavian
wußte den glühendsten Haß des Volkes gegen Cäsars Mörder wachzurufen,
indem er glänzende Fest- und Kampfspiele veranstaltete und das Geld mit
vollen Händen ausstreute. Außerdem verband er sich mit zwei andern Männern,
Antonius und Lepidns, vertrieb den Brutus samt allen Republikanern aus Rom
und nahm furchtbare Rache an den Feinden Cäsars. Hierauf schlug er die
Republikaner bei Philippi in Maeedonien (42 v.Chr.)/ Eine Zeit lang teilte
er die Herrschest mit feinen beiden Bundesgenossen, dann aber setzte er den
einen ab, während er den andern in der Seeschlacht von Actium 31 v. Chr.
völlig besiegte. Da sich hierauf Antonius selbst ins Schwert stürzte, war
Oktavian Alleinherrscher. Er nannte sich nun Cäsar, der Kaiser, während
ihm der Senat den Titel Augustus, d. h. der Erhabene oder Geweihte,
beilegte. So war Rom im Jahre 30 v. Chr. ein Kaiserreich geworden.