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erlangte er die Mitbelehnung über Preußen, das nach kur;er Zeit (1 6 1 8)
ganz an Brandenburg fiel. (Siehe § 24 Abschn. 4.) Während der Re¬
gierang Georg Wilh elms 1619 — 1 640 entbrannte und mutete der
dreißigjährige Krieg. Es war ein Unglück für Brandenburg, daß dieser
Fürst einen so schwachen Charakter hatte. Er schmauste zwischen beiden
Parteien hin und her, und sein Land wurde von beiden Heeren ganz
furchtbar heimgesucht. (Siehe LOjähr. Krieg.)
§ 24. Der deutsche Ritterorden und das Herzogtum
Preußen.
Während alle Bölker ringsum das Christentum angenommen hatten,
lebten die altert Preußen noch int finsteren Heidentume. Die ersten christlichen
Sendboten, die ins Land kamen (Bischof Adalbert von Prag, Christian
von Oliva), wurden entweder getötet ober vertrieben, und mit großer
Grausamkeit würben wieberhoÜ bie ersten Ansänge bcs Christentums
ausgerottet.
Da rief man ben zur Zeit ber Kreuzzüge in Palästina gegrünbeten deutschen
Ritterorben zu Hülfe. (Siehe § 13 c.) Unb biefer begann nun einen Be¬
kehrungskampf, ber mehrere Jahrzehnte bauerte, aber mit ber Unterwerfung
und Ausrottung bes Heibentuins enbete. Kolonisten folgten aus Deutsch-
laub nach, unb balb entstauben blühenbe Dörfer und Städte. Der Orden
wurde reich uud mächtig, aber mit dem Reichtum schwanden auch bie
einfachen Sitten unb die Frömmigkeit. Pracht unb Ueppigkeit, Schwel¬
gerei unb Bebrückung der Unterthanen nahmen überhand, dazu tarnen
Kämpfe mit den Polen und Lithauern, und auch im Innern dcs Lan¬
des entstanden Unruhen.
Endlich wurde das Ordensheer im Kampfe gegen die Polen und
Lithauer in brr Schlacht bei Dannenberg 1410 gänzlich besiegt,
unb ber Orbensmeister mußte sich entschließen, Westpreußen abzutreten
unb Ostpreußen als polnisches Lehen anzunehmen. Die Blüte bes
Ordens war für immer bahin. Zwar versuchte ber Orden wiederholt,
die alte Macht toieber zu erlangen unb von Polen frei zu werben, aber
die Anstrengungen hatten keinen Erfolg.
Um nun am Nachbarlande eine Slütze zu haben, wählte ber Ord'n
Albrecht von Brandenburg zum Hochmeister (1511). Dieser verwanbelte
das Orbenslanb 1525 in ein weltliches Herzogtum. Bei seinem Tobe hinter¬
ließ er einen Sohn von 15 Jahren, ber in Schwermut verfiel, weshalb
der Kurfürst von Brandenburg, Johann Sigismunb, zum Vormund
ernannt würbe und endlich die Mitbelehnung über Preußen erhielt. Als
daun ber Herzog Albrecht 1618 starb, wurde das Herzogtum Preußen
mit dem Kurstaate Brandenburg vereinigt.
§ 25. Der 30jährige Stricg.
a. Der Ausbruch desselben in Böhmen. Seit
dem Schmalkaldischen Kriege hatten die Streitigkeiten zwischen
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