Im Jahre 774 zog Karl gegen die Longobarden, welche unter
ihrem Könige Alboin im Jahre 568 in Oberitalien eingebrochen waren
und das gesämmte Land erobert hatten. Nun war ihr König Desiderius
mit dem Pabste Hadrian in Streit gerathen und bedrängte diesen hart.
Karl eilte dem Pabste zu Hülfe, nahm Desiderius gefangen und sandte
ihn in ein Kloster; sich selbst aber setzte er die lombardische (eiserne)
Krone auf. m m
778 zog er nach Spanien, um wo möglich die Macht der Mauren
dort zu brechen. Er eroberte das Land bis zum Ebro (spanische Mart),
mußte aber nach Deutschland zurückkehren, weil die Sachsen einen neuen
Aufstand erregt hatten. 788 besiegte er den Herzog Thassilo von
Baiern, der sich unabhängig zu machen versucht hatte, entsetzte ihn und
verwies ihn in ein Kloster.
796 züchtigte er die Avaren, ein wildes räuberisches Volk im
heutigen Ungarn, die oftmals Raubzüge unternahmen. Er schlug sie und
gründete zum Schutze der deutschen Grenze die östliche Mark (Oesterreich).
Ebenso zog er gegen die Dänen und gegen die Wenden, welche
die Sachsen in ihrem Widerstände gegen ihn aufgereizt und unterstützt
hatten. Er besiegte beide Völker. Gegen die Dänen machte er die Eider,
und gegen die Wenden die Elbe zur Grenze.
Im Jahre 800 ließ sich Karl zu Rom vom Pabste Leo Bl., den er
in feinen Rechten geschützt hatte, zum römischen Kaiser krönen, und wurde
zum obersten Schutzherrn der christlichen Kirche erhoben. Nur ein Sohn
Ludwig der Fromme 814 —840 überlebte den Kaiser Karl. Schwach
und gutmüthig, von den Priestern beeinflußt, übertrug er schon 4 Jahre
nach seinem Regierungsantritte die Verwaltung des Reiches seinen
3 Söhnen Lothar, Pipin und Ludwig. Als er aber bei einer
späteren Theilung Karl den Kahlen (einen Sohn aus zweiter Ehe)
besonders begünstigte, erhoben die älteren Söhne die Waffen gegen ihren
Vater, besiegten ihn bei Colmar und entthronten ihn. Nach feinem
Tode entbrannte zwischen den Brüdern ein Krieg wegen der Erbschaft.
Ludwig und Karl zwangen Lothar 843 zum Vertrage von Verdun.
In demselben erhielt: ^ . ^rr . ,
1. Ludwig der Deutsche alle Länder östlich vom Rhetn (Ostfranken),
2. Karl der Kahle das Land westlich von der Rhone, Saone, Maaß
und Schelde (Westfranken),
3. Lothar den Streifen zwischen diesen beiden Ländern (Mittelftanken)
und Oberitalien sammt der Kaiserwürde. ■
Ludwig der Deutsche 843 — 876. Die italienischen Karolinger starben
875 aus. Karl der Kahle von Frankreich bemächtigte sich ihrer Besitzungen.
Ludwig wollte sie ihm streitig machen, starb aber während der Rüstungen
zum Kriege. Einer seiner Söhne,
Karl der Dickr 876—887 beerbte nicht nur seine Bruder, sondern
auch alle seine Vettern, und vereinigte noch einmal alle Besitzungen Karls
des Großen. Doch nicht lange behauptete er diese Macht. _ Als er in
feiner Schwäche von den Normannen, welche die Küsten Deutschlands und
Frankreichs durch häufige Raubzüge heimsuchten, den Frieden erkaufte,
wurde er abgesetzt. In Deutschland wurde sein Neffe
Arnulf 887— 899 zum Könige erwählt. Er besiegte die Normannen
bei Löwen. Auf ihn folgte sein unmündiger Sohn, .
Ludwig das Kind, 899 — 911, unter dessen Regierung das Reich in
die tiefste Verwirrung gerieth. Im Innern suchten die Großen des