Full text: Leitfaden der brandenburgisch-preussischen und deutschen Geschichte

gefährdet war, falls sich Benedek mit seiner Hauptmacht auf sie warf, 
rückte deßhalb erst drei Tage später, ant 26. Juni in Böhmen ein. 
In rasch aus einander folgenden blutigen Gefechten schlugen die 
preußischen Heere innerhalb acht Tagen die Oesterreich er auf allen 
Punkten mit bedeutenden Verlusten (30,000 Mann an Todten, Ver¬ 
wundeten und Gefangenen) zurück. Die Siege der ersten Armee bei 
Tur uau und Podol am 26. Juni (eiserne Brigade) und der Elb¬ 
armee bei Hünerwasser am 27. Juni bewirkten zunächst die 
Bereinigung der beiden Heere. Hierauf errangen sie vereint ant 
28. bei Münchengrätz einen neuen Sieg, drängten die Sachsen 
und Oesterreicher zurück unb vertrieben sie am 29. nach heißem unb 
blutigen Kampfe aus ihrer sehr festen Stellung bei Gitschin. 
Durch biefeit letzten Sieg würbe auch die Verbindung mit der zweiten 
Armee hergestellt. 
Diese war inzwischen am 26. Juni von Schlesien her in drei 
Solennen über Trautenau, Braunau und Nach ob in Böhmen ein- 
gebrungen. Ant 27. hatte ber General Steinmetz bei Nach ob und 
ant 28. bei Skalitz glänzende Siege über den doppelt überlegenen 
Feind errungen. Dagegen mußte der General Bonin am 27. bei 
Trautenau der lieb er macht weichen. Am folgenben Tage aber 
drang er, nachdem er Verstärkung au sich gezogen hatte, siegreich 
vor und vernichtete das Gablenz'sche Corps. Am 29. eroberte er 
nach hartem Kampfe Königinhof, während General Steinmetz bei 
Schweinschädel noch ein österreichisches Corps zurückschlug. 
So war, wie schon gesagt, bie Verbindung zwischen allen drei 
Heeren hergestellt, unb König Wilhelm, welcher am 2. Juli in 
Gitschin eingetroffen war, übernahm nun bas Oberkommando. Die 
Oesterreicher unb Sachsen hatten alle ihre Streitkräfte, etwa 180,000. 
Mann, bei Königgrätz in einer äußerst festen Stellung zusammen¬ 
gezogen. In ber Front durch Verhaue unb Schanzen unb durch 
die durch Sümpfe hinfließende Bistritz gedeckt, lehnte sich ihr linker 
Flügel an den schwer passirbarat Trotinabach, ihr rechter an das 
Dorf Nechanitz, ihr Centrum stand aus den amphitheatrisch auf¬ 
steigenden mit 600 Kanonen wohlverschanzten Anhöhen. Uneinnehmbar 
erschien diese Stellung. Die preußischen Truppen waren durch die 
anstrengenden Kämpfe und Märsche der vorhergehenden Tage er¬ 
schöpft, der Ruhe bedürftig, unb es war beschlossen, ihnen zwei 
Ruhetage zu gönnen. Als indes? am Abenb des zweiten Juli ge¬ 
meldet wurde, baß_ber Feinb eine Bewegung mache, bie auf einen 
Angriff schließen lasse, beschloß König Wilhelm, bem Feinbe zuvor¬ 
zukommen. Die Elbarmee bildete den rechten Flügel, die erste Armee 
stand im Centrum unb bie zweite kronprinzliche Armee, welche ben 
linken Flügel bildete, stand 3 bis 4 Meilen entfernt bei Königinhof. 
Im Ganzen betrugen die preußischen Streitkräste etwa 200,000 Mattn. 
Morgens um 2 uhr brach Friedrich Carl auf; er sollte die Feinde 
in der Front angreifen, während ihn die Elbarmee in der linken
	        
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